Wissen Sie, was große, komplexe Lebensfragen, Verhaltensveränderungen, das Einrichten neuer Alltagsstrukturen und das Finden von Prioritäten gemeinsam haben?
Sie brauchen Zeit.
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Kennen Sie solche Vorhaben oder Fragen:
* ich will meinen Tag besser strukturieren, ich will einen Rhythmus haben
* ich will endlich lernen, das umzusetzen, was ich mir vorgenommen habe
* ich will mich nicht mehr ständig verzetteln
* was soll ich als nächstes in meinem Business machen, was ist dran?
* woher weiß ich, was als nächstes wichtig ist?
* soll ich den Job wechseln oder mich lieber selbstständig machen?
* etc.
Die Dinge brauchen Ihre Zeit - schwierig für ADHS-Menschen
Große und komplexe Fragen, strategische Lebens- oder Business-Entscheidungen, Veränderung von Verhaltensgewohnheiten, Schaffen von Strukturen, Prozessen, Finden von Prioritäten - das alles braucht ZEIT. Stunden, Tage, Wochen, Monate, Jahre.
Wie sieht es damit bei Ihnen aus?
Können Sie sich Zeit nehmen für solche Fragen? Sich immer wieder damit beschäftigen, die Dinge reifen lassen? Üben? Fragen, Hindernisse, Zweifel überwinden? Dranbleiben, sich Rat holen, weiter üben und Geduld haben?
Oder werfen Sie die Flinte ins Korn, wenn Sie nicht sofort Antworten finden oder die gewünschten Veränderungen erreichen? Nehmen Sie sich im Alltag KEINE Zeit für solche Dinge, erwarten aber, dass Sie Antworten haben, Lösungen finden und sich etwas ändert?
In meinen Coachings oder auch einfach so per Email bekomme ich immer wieder komplexe Fragen gestellt - und soll dann am liebsten eine adhoc Antwort geben. Oder meine Klienten wollen etwas für sich verändern und es geht dann aber nicht schnell genug. Als ob Rom an einem Tag erbaut worden wäre.
Das geht nicht.
Menschen mit ADHS-Konstitution neigen anlagebedingt oft zur Ungeduld. Es kann alles immer nicht schnell genug gehen. Es darf alles keine Zeit kosten. Es muss alles am besten sofort, ohne Komplikationen, ohne Hindernisse, ohne Zweifel klar sein und - zack - umgesetzt sein.
Am Ziel sein? Klar! Auf jeden Fall!
Den Weg dorthin gehen? Nö, dauert zu lang und ist zu anstrengend.
Erkennen Sie sich wieder?
Das klingt jetzt vielleicht etwas ironisch, aber ich meine das durchaus ernst. Und es ist auch gar kein böser Wille oder Faulheit der Betreffenden.
Es ist die anlagebedingte Ungeduld, die bei ADHS meist dabei ist.
Am Ziel sein? Auf jeden Fall! Den Weg dorthin gehen? Nein.
Es aufgeräumt haben wollen? Ja klar!
Zeit nehmen fürs Aufräumen? Nein.
Klare Prioritäten haben? Sicher!
Sich Zeit nehmen, Prioritäten zu finden? Nein.
Einen klaren Weg haben für die nächsten Lebensjahre? Immer gern!
Sich Zeit nehmen, auf sein Herz und Innerstes zu hören und diesen Weg zu finden? Äh...
Einen strukturierten Tag haben und Vorhaben umsetzen? Na logisch!
Sich Zeit nehmen und sich auch Zeit geben, neue Verhaltensgewohnheiten und Strukturen einzuüben? Über Wochen, Monate und Jahre? Meist nicht.
Immer wieder erlebe ich in meiner Arbeit, dass sich meine Klienten "keine Zeit nehmen" für Ihre Fragen und Ziele. Viel zu tun, Stress, man "hat keine Zeit".
Akzeptieren Sie, dass die Dinge Ihre Zeit brauchen und geben Sie ihnen ihre Zeit
Aber mal ehrlich - für irgendwas nehmen Sie sich ja Zeit. Irgendwas tun Sie ja zwischen dem Aufwachen und Schlafengehen.
Verbringen Sie Ihre Zeit mit dem, was IHNEN wichtig ist und was Ihr Leben voranbringt?
Können Sie es akzeptieren, dass Entscheidungen und Veränderungen Zeit brauchen? Haben Sie die Geduld dafür?
Gut Ding will Weile haben.
Können Sie es akzeptieren, dass Sie sich Zeit zum Aufräumen nehmen müssen, wenn Sie einen übersichtlichen Arbeitsplatz haben wollen?
NEHMEN Sie sich Zeit. Aktiv.
GEBEN Sie Ihren Aufgaben, Ihren Fragen und Entscheidungen Zeit.
Das ist Zeitmanagement. Zeit NEHMEN und Zeit GEBEN. Aktiv.
Und ja, wir können immer nur einen Bruchteil von dem in unserem Leben schaffen, was wir eigentlich alles gerne wollen würden. Das geht den meisten Menschen so. Aber den Kreativen und Visionären und vielseitig Begabten und Interessierten, was ADHS-Menschen oft sind - denen geht es noch viel mehr so. Und wenn Sie Dingen Zeit geben wollen, dann bedeutet das, dass Sie (noch) mehr reduzieren müssen von dem, was Sie sich für einen Tag vornehmen.
Aber das ist es wert. Sie gewinnen damit Klarheit, Orientierung, Ruhe, Sicherheit, Kontrolle, Zufriedenheit.
Gut Ding will Weile haben. Auch für ADHS Menschen.
Oder anders gesagt: Gras wächst auch nicht schneller, nur weil man daran zieht.
Akzeptieren Sie das. Und geben Sie den Dingen ihre Zeit. Es lohnt sich für Sie.
Wie Sie das tun können? Indem Sie genau diesen Satz immer wieder zu sich selbst sagen: "Das darf seine Zeit brauchen." Und indem Sie sich dann Zeit nehmen und den Dingen Zeit geben. Das ist in erster Linie Einstellungssache und in zweiter Linie Verhaltenssache.
NEHMEN Sie sich Zeit. Aktiv.
GEBEN Sie Ihren Aufgaben, Ihren Fragen und Entscheidungen Zeit.
Und wenn Sie das akzeptieren, dann werden Sie automatisch andere Entscheidungen treffen, Sie werden über Ihre Zeit anders denken, Ihre Prioritäten werden sich verschieben. Sie werden zur Ruhe kommen, Klarheit, Sicherheit und Zufriedenheit gewinnen.
Das wünsche ich Ihnen!
Wie sieht es bei Ihnen aus? Können Sie den Dingen Ihre Zeit geben?
Hinterlassen Sie einen Kommentar, ich freue mich, von Ihnen zu lesen.
Herzliche Grüße
Birgit Boekhoff
Vieles erkenne ich bei mir wieder. Jetzt im Alter von über 50 habe ich noch ein weiteres Problem: ich bin langsamer! Ich brauche für Aufgaben zehnmal so viel Zeit, wie meine Kollegen. Immer öfter habe ich nur die Wahl zwischen Aufgabe, die zur Besprechung erledigt sein soll, ist fertig und ich komme zur Besprechung unpünktlich oder ich komme zur Besprechung pünktlich, habe aber die Aufgabe nicht geschafft. In letzter Zeit häufiger sogar beides. Und ich habe keine Ahnung, wie ich dieses Dilemma lösen soll.
Liebe Frau Boekhoff,
Vielen herzlichen Dank für diese wunderbare Seite! Erst mit 50 habe ich erfahren, dass ich ADHS habe, habe danach ein Jahr lang wöchentlich Therapiesitzungen gehabt, aber ganz ehrlich:Ihre Seite und Ihre Ratschläge haben mir mehr geholfen, mein Verhalten zu verstehen und im Alltag klar zu kommen, als ein ganzes Jahr Therapie – vielen herzlichen Dank für Ihre “Das darf…”-Sätze! Sehr hilfreich für mich!!!
Viele Grüße 🌟
Hallo Nachteule,
das freut mich :-)
Und vielen Dank für Ihr tolles Feedback!
Herzliche Grüße
Birgit Boekhoff
Ich kenne es sehr gut, mir keine Zeit zu nehmen für die beschriebenen Dinge wie Verhaltensveränderungen, Routinen einüben oder etwas Neues zu erlernen wie z. B. eine Sprache oder ein Instrument. Auf der anderen Seite verzettele ich mich bei „unwichtigen“ Dingen wie Hausputz oder Buchhaltung. Dann werde ich oft wütend oder nervös mit dem Effekt, dass es noch länger dauert, weil ich noch langsamer werde, ohne vom Detail loszukommen oder „Fünfe gerade sein zu lassen“. Das erschöpft mich und dadurch bin ich dann zu müde, mich um grundlegende Dinge zu kümmern. Diese dauern mir definitiv immer zu lange und ich fange oft garnicht erst an. Dafür schäme ich mich vor mir selbst. SimpleDo hilft aber schon ein wenig… Ich schöpfe Hoffnung!
Hallo Corinna,
das freut mich zu lesen! Es ist ein Weg. Ein Schritt nach dem anderen. Pausen machen. Weitergehen.
Herzliche Grüße
Birgit Boekhoff
Dies welches sie beschrieben habe ich im Griff, bis auf die Hyperaktivität.
Ich habe in meinem Leben Ordnung und eine klare Struktur.
Ich bin aber voller Energie und will alles perfekt machen, sei es bei der Geschäftlich oder Privat.
Ich lerne aber jetzt mit der Hyperaktivität umzugehen und mich auf meine Weise zu beruihigen.
Momentan nehme ich ein Medikament das mein Dopaminhaushalt stimmt.
Ich kann so meine Energie richtig und gut einsetzen.
Ich lasse mir Zeit und nehme mir Zeit das meine Strategien gut kommen.
Hallo Herr Odermatt,
das klingt gut :-)
Alles Gute!
Herzliche Grüße
Birgit Boekhoff