
Leiden Sie unter Winterdepressionen? Finden Sie es heraus!
Konzentrationsprobleme, Antriebslosigkeit, Nicht-In-Die-Gänge-Kommen und gereizte Stimmung kennen die meisten ADHS-Menschen von sich das ganze Jahr über. Bei manchen wird es im Herbst und Winter jedoch noch schlimmer.
Gehören Sie zu diesen Menschen?
Was viele nicht wissen: es gibt eine „Winterdepression“ (medizinisch „SAD“ = saisonal abhängige Depression)
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Wie äußert sich die Winterdepression?
Wenn Sie jetzt „Depression“ lesen, dann denken Sie vielleicht an eine richtig dicke Depression, wie man sie allgemein diesem Begriff zuordnet: eine psychische Krankheit, die einen so niederdrückt, dass man zu nichts mehr in der Lage ist, sich nicht mehr freuen kann, den Alltag nicht mehr bewältigen kann, ständig bedrückt und niedergeschlagen ist, im schlimmsten Fall sterben möchte.
Davon spreche ich NICHT!
Die Winterdepression ist eine ganz eigenständige Form von Depression, sie hat mit dem Lichtmangel im Winter zu tun. Meist schleicht sie sich im Herbst (Oktober/November) ein und schleicht sich im Frühling (März/April) wieder aus.
So sieht die Winterdepression aus:

müde und energielos bei Winterdepression
Und das alles wie gesagt in den lichtarmen Monaten um einiges verstärkt als sonst das Jahr über üblich.
Viele meiner Coaching-Klienten klagen im Winter z.B. über verstärkte Probleme mit Aufschieben und Ausweichen. Es fällt ihnen im Winter noch schwerer, ihre Aufgaben anzugehen als sowieso schon. Die Stimmung wird noch schneller gereizt, der Tag-Nacht-Rhythmus (wenn es ihn gab) gerät wieder aus dem Gleichgewicht…
Wie entsteht die Winterdepression?

Lichtmangel als Ursache der Winterdepression
Wie schon geschrieben, hat die Winterdepression mit Lichtmangel zu tun. Im Winter sind die Tage deutlich kürzer und wir sind viel weniger draussen im Tageslicht, als im Sommer. Morgens ist es noch dunkel, wenn wir das Haus verlassen, abends schon wieder dunkel. Und meistens sind wir auch tagsüber weniger draussen, als im Sommer.
Das bedeutet, dass unser Körper mehr Melatonin (Schlafhormon) produziert, das uns müde macht. Zudem haben Forscher herausgefunden, dass unser Serotonin-Spiegel
sinkt, was z.B. Stimmungstiefs und Heißhunger auf Kohlenhydrate begünstigt.
Was kann man gegen Winterdepression tun?
Wenn die schiefe Hormonlage für die Winterdepression verantwortlich ist, dann lässt sich dagegen ganz praktisch etwas tun:
Helfen Sie ihrem Hormonhaushalt entsprechend auf die Sprünge.
Das können Sie tun:
1. Gehen Sie raus ins Tageslicht.
So drosselt Ihr Körper die Schlafhormonproduktion.
Und damit ist wirklich raus gehen gemeint. Egal, welche Lampen Sie in der Wohnung oder im Büro haben – an die Helligkeit des Tageslichts kommt keine Lampe heran. Selbst wenn es draussen bedeckt ist, ist es deutlich heller als drinnen. Auch wenn Sie das bewusst nicht wahrnehmen. Ihre Netzhaut merkt das. Schon 20 min täglich (z.B. in der Mittagspause – hm, machen Sie eine?) helfen, mehr Wachhormone zu produzieren.
Zum Vergleich:
klarer Himmel (mittags im Sommer) 90.000 Lux
bedeckter Himmel (mittags im Winter) 6.000 Lux
Allgemeinbeleuchtung Wohnräume 100-300 Lux
2. Bewegen Sie sich.
Auch wenn der Drang, sich auf das Sofa oder ins Bett zurück zu ziehen, stark ist, sollten Sie sich trotzdem täglich ausreichend bewegen. Das kurbelt Ihre Serotonin- und Dopaminproduktion an und diese beiden unterstützen das Wachsein.

Bewegung an der frischen Luft hilft
3. Halten Sie den Kohlenhydratkonsum in Grenzen.
Auch wenn der Heißhunger nach Kohlenhydraten ruft, halten Sie das Essen von Nudeln, Brot, Keksen und Schokolade in Grenzen. Das alles sind schnell verwertbare Kohlenhydrate, die zu starken Blutzuckerschwankungen und damit auch wieder zu Müdigkeit, Energielosigkeit und Unkonzentriertheit führen. Achten Sie auch im Winter darauf, ausreichend Obst und Gemüse zu essen, auch wenn Ihnen nicht so sehr danach ist.

auf die Ernährung achten
4. Denken Sie über eine Lichttherapie nach.
Es gibt Lichttherapiegeräte, die sehr lichtstark sind und damit helfen können, den natürlichen Lichtmangel auszugleichen. Erkundigen Sie sich bei Bedarf bei Ihrem Arzt, ob Sie evtl. eine Winterdepression haben und ob eine Lichttherapie für Sie hilfreich sein könnte.
5. Antidepressiva (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer = SSRI) können helfen.
Auch diese Behandlungsmöglichkeit können Sie mit Ihrem Arzt besprechen, wenn Sie eine Winterdepression bei sich vermuten. Die SSRI helfen Ihnen im Winter, mehr Serotonin im synaptischen Spalt verfügbar zu haben. Im Klartext heißt das, dass das Serotonin im Gehirn länger zwischen den Gehirnzellen verbleibt und dort besser wirken kann. Im Winter wird es bei Winterdepressiven zu schnell wieder abtransportiert.
Vermuten Sie auch eine Winterdepression bei sich? Welche Strategien haben Sie für sich entdeckt?
Hinterlassen Sie mir einen Kommentar, ich freue mich, von Ihnen zu lesen.
Herzliche Grüße
Birgit Boekhoff