
Warum Erwachsene mit ADHS oft keine Hilfe finden
„Kennen Sie einen Arzt in der Nähe von XYZ, der ADHS im Erwachsenenalter diagnostiziert?“
„Ich suche einen Therapeuten oder Coach in XYZ für Erwachsene mit ADHS, können Sie jemanden empfehlen?“
Wie viele solcher Anfragen habe ich in den letzten Jahren schon bekommen, weil Menschen ADHS bei sich vermuten und einen diagnostizierenden Arzt suchen oder weil sie eine ADHS-Diagnose haben und nun Unterstützung bei der Alltagsstrukturierung, Arbeitsorganisation oder im Umgang mit ihrer Impulsivität suchen.
Und weil sie in ihrer Nähe nicht fündig werden.
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Ich kann sie schon gar nicht mehr zählen.
Warum wenden sich diese Menschen nun ausgerechnet an mich, obwohl sie mich gar nicht kennen? Weil sie mich auf ihrer Suche im Internet gefunden haben. Ich bin im Internet präsent, ich bin eine reale Person, die man ansprechen kann, keine anonyme Institution oder Pharmafirma. Ich biete im Internet Informationen zu ADHS und praktische Hilfe an und weil viele Menschen bei sich in der Nähe keinen Helfer finden, schreiben sie mich an.
Dass es ADHS auch im Erwachsenenalter gibt, ist noch sehr unbekannt
Warum ist das so? Warum werden diese Menschen nicht fündig in ihrer Umgebung und warum schreiben sie mich an, obwohl ich vielleicht hunderte Kilometer entfernt bin und sie mich nicht persönlich besuchen und sprechen können?

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"ADHS im Erwachsenenalter - wie sieht es aus? was kann man tun?"
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Weil sie einen Leidensdruck haben. Und weil sie Hilfe suchen. Weil sie diese Hilfe in ihrer Nähe aber nicht finden.
ADHS im Erwachsenenalter ist leider immer noch ein sehr unbekanntes Thema. Bisher glaubte man, ADHS wachse sich aus, ADHS gäbe es nur bei Kindern.
Mittlerweile weiß man, und in der Öffentlichkeit wird es auch ganz langsam bekannter, dass eben auch Erwachsene mit den ADHS-Problemen zu kämpfen haben.
Es gibt nur sehr wenig kompetente Ärzte, die ADHS bei Erwachsenen diagnostizieren
In der medizinischen Fachwelt wird seit mindestens 10 Jahren darüber gesprochen, dass es ADHS auch im Erwachsenenalter gibt.
Das bedeutet aber noch lange nicht, dass das auch bei Ärzten, Therapeuten und Krankenkassen ankommt. Hier mahlen die Mühlen noch langsamer als in der Öffentlichkeit.

Eine ADHS-Diagnose im Erwachsenenalter ist schwer zu bekommen.
In Hannover, wo ich lebe und meine Praxis habe, haben wir ca. 100 niedergelassene Erwachsenen-Psychiater und die Medizinische Hochschule Hannover (MHH). Von diesen 100 niedergelassenen Psychiatern sind zwei bekannt dafür, dass sie ADHS im Erwachsenenalter diagnostizieren, das sind ganze 2%!
Eine handvoll weitere stehen der Diagnose offen gegenüber und sind bereit, Medikamente oder Therapien zu verordnen, wenn z.B. eine Klinik vordiagnostiziert hat.
Dass es neben der Psychotherapie auch noch ADHS-Coaching gibt, wissen die meisten nicht.
Die Medizinische Hochschule Hannover hat eine ambulante ADHS-Sprechstunde, in der sie diagnostizieren, Medikamente verordnen und Therapie anbieten. In der Regel ist die Warteliste jedoch so überfüllt, dass man 1-2 Jahre Wartezeit hat oder die Warteliste ist wegen Überfüllung sogar zeitweise ganz geschlossen und es wird niemand mehr aufgenommen.
In anderen Städten im gesamten Bundesgebiet sieht es nicht viel besser aus.
Was aber ist denn mit den ganzen anderen Psychiatern? Und was ist mit psychosomatischen oder psychiatrischen Kliniken?
Um ADHS diagnostizieren zu können, muss man es erkennen. Um es zu erkennen, muss man wissen und glauben, dass es ADHS bei Erwachsenen gibt und man muss sich in der Diagnostik fortgebildet haben.
Und hier liegt oft der Hase im Pfeffer: Viele Psychiater und Neurologen „glauben“ nicht an ADHS (für sie ist ADHS das gleiche wie eine emotional instabile Persönlichkeit („Borderline-Störung“) oder eine Anpassungsstörung, eine Depression, oder noch etwas anderes) oder sie wollen sich damit nicht befassen. Über die Gründe dafür kann man spekulieren, aber das möchte ich hier nicht tun. Viel interessanter wäre eine Umfrage zu machen, um die tatsächlichen Gründe dafür herauszufinden…
Jedenfalls ist es Fakt, dass es für die meisten Erwachsenen mit ADHS unglaublich schwer ist, an eine kompetente und valide Diagnose zu kommen.
Um ADHS diagnostizieren zu können, muss man es erkennen.
Um es zu erkennen, muss man wissen und glauben, dass es ADHS bei Erwachsenen gibt und man muss sich in der Diagnostik fortgebildet haben.
Therapeuten und Coaches für Erwachsene mit ADHS sind Mangelware
Nach der Diagnose wird es aber leider auch nicht viel besser.
Ebenso wie bei den Fachärzten, herrscht leider auch bei den Psychotherapeuten und Ergotherapeuten gähnende Leere, was das Wissen um ADHS im Erwachsenenalter und die Kompetenz der Behandlung und Hilfe betrifft.
Aus irgendeinem Grund will man sich diesem Thema nicht so richtig annehmen in unserem Gesundheitswesen.
Und auch in unseren Nachbarländern Österreich und der Schweiz ist es so. Auch von dort bekomme ich Anfragen, ob ich jemanden in der Nähe empfehlen kann oder ob ich per Online-Coaching unterstützen kann.
Neben den Psycho- und Ergotherapeuten, gibt es noch eine handvoll freiberufliche ADHS-Coaches, die Erwachsenen mit ADHS-Diagnose oder auch mit Verdacht auf ADHS Hilfe und Unterstützung anbieten. Aber – Sie erraten es – auch die sind Mangelware im gesamten Bundesgebiet.

ADHS-Coaching für Erwachsene
In meinem Umkreis sitzen die nächsten Coaching-Kolleginnen in mindestens 140 km Entfernung.
Und zu guter Letzt gibt es natürlich auch noch die Selbsthilfegruppen… wenn man denn eine in seiner Nähe findet…
Die Krankenkassen bezahlen nur bestimmte Hilfen
Zu dem Problem, dass ADHS-kompetente Helfer oft einfach nicht in erreichbarer Nähe zu finden sind, kommt auch noch die Frage der Genehmigung und Kostenübernahme hinzu.
An eine Ergotherapie kommen Erwachsene mit ADHS nur, wenn sie einen Arzt finden, der ihnen eine Verordnung für Ergotherapie (= „Rezept“) ausstellt. Und wie Sie oben gelesen haben, kann sich das sehr schwierig gestalten.
Eine Psychotherapie erhalten hilfesuchende Erwachsene mit ADHS nur, wenn die Krankenkasse die Kostenübernahme bewilligt und nachdem man eine in aller Regel 6-9-monatige Wartezeit überbrückt hat.
Das ADHS-Coaching wird prinzipiell nicht von den Krankenkassen übernommen. Hier ist man selbst gefragt, ob man diese Investition in seine Zukunft leisten will. (in den allermeisten Fällen ist es eine wirklich lohnende Investition, weil ADHS-Coaches eben genau auf die Herausforderungen und Chancen dieser besonderen Konstitution spezialisiert sind und sehr alltagspraktisch helfen)
Was nötig ist, damit Erwachsene mit ADHS die Hilfe finden, die sie brauchen
Wenn Sie aktuell alltagspraktische Hilfe und Unterstützung suchen, dann unterstütze ich Sie gern mit einem meiner Angebote:
Wie sind Ihre Erfahrungen bzgl. Hilfe für Erwachsene mit ADHS? Haben Sie die Hilfe gefunden, die Sie suchten? Haben Sie Ergänzungen oder Anregungen?
Dann freue ich mich auf Ihren Kommentar!
Herzliche Grüße
Birgit Boekhoff