Was bei ADHS wirklich veränderbar ist und was nicht

ADHS bedeutet Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätssyndrom. Das beschreibt eine Ansammlung an bestimmten Problemen im Verhalten, die dann entstehen, wenn ein Mensch mit einer „ADHS-Konstitution“ in einem Leben steckt, das nicht zu ihm passt oder er noch nicht gelernt hat, mit seiner besonderen Konstitution richtig umzugehen.

Sobald ein ADHS-Mensch sich sein Leben so eingerichtet hat, dass es zu ihm passt und sobald er Wege gefunden hat, seine Stärken zu nutzen und seine Schwächen zu managen, tritt das ADHS in den Hintergrund. Es verblasst und manchmal bemerkt man es gar nicht mehr, nur noch an Kleinigkeiten. Die machen aber nicht mehr den Großteil des Lebens aus.

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Warum meinen eigentlich so viele ADHS-Menschen, dass sie sich verändern müssten?

Meistens wachsen ADHS-Menschen folgendermaßen auf:

Die Eltern wissen nichts von ADHS. Sie merken nur, dass sie ein anstrengendes, weil hyperaktives oder verträumtes Kind haben. Dieses Kind macht nicht, was es machen soll. Es zappelt oder es träumt. Also muss man dieses Kind entweder antreiben oder begrenzen. Der Alltag ist stressig mit so einem Kind. Ständig muss man als Elternteil dahinter her sein, dass dieses Kind aufsteht, sich für die Schule fertig macht, zum Essen kommt, die Hausaufgaben macht, das Geschwisterkind in Ruhe lässt, sich wieder abregt, Grenzen akzeptiert, mit seiner Freizeit etwas sinnvolles anfängt, ohne nur herumzuhängen, das Zimmer aufräumt etc.

Dieses Kind muss man permanent überwachen, treiben, bremsen, steuern.

Dementsprechend entwickelt sich dann auch eine bestimmte Kommunikation: mach dies, lass das. Komm her, pass auf, hör zu, mach mit. Sei still, mach voran. Warum muss ich immer wieder…, warum kannst du nicht…, die anderen Kinder…, etc.

ADHS-Kinder sollen anders sein

ADHS-Kinder sollen anders sein

Was lernt dieses Kind über sich und das Leben?

Es lernt: ich bin nicht o.k. Ich muss anders sein. Ich soll anders denken, fühlen, mich verhalten. Ich soll so sein, wie die anderen. Ich bin anstrengend. Ich soll besser zuhören, aufpassen, mitmachen, einfach nur das machen, was dran ist und nicht immer irgendwas anderes. Ich soll nicht kreativ sein, das passt jetzt nicht. Ich soll nicht spontan sein, das passt jetzt nicht. Ich soll nicht so emotional sein, das ist anstrengend.

Aber auch ADHS-Kinder haben das Recht auf Annahme.

Und so wird dieses Kind groß. Mit dem Selbstbild „Ich bin nicht o.k., ich muss anders werden. So, wie ich bin, ist es nicht in Ordnung“.

Noch mehr Veränderung, bitte! Das reicht noch nicht!

Und so strengt sich dieser mittlerweile erwachsen gewordene Mensch an, anders zu werden. Normal zu werden. Wie die anderen auch. Konzentriert, fokussiert, strukturiert, überlegt, ordentlich, in die Gesellschaft eingegliedert, ordentlicher Beruf, Familie, Kinder, normal eben. Und nicht so anstrengend.

permanente Anstrengung und doch reicht es nicht

permanente Anstrengung und doch reicht es nicht

Und dazu werden Bücher gelesen, Internetforen abgegrast, Artikel gelesen, Kurse heruntergeladen, Seminare besucht, Therapien gemacht, Coachings gebucht.

Und einiges verändert sich auch. Es finden sich durchaus Strukturen, praktische Lösungen, Systeme, neue Gedanken.

Aber der richtige Durchbruch ist es nicht. Da ist nach wie vor diese Anstrengung, normal zu sein. Endlich alles geregelt zu bekommen. Und zwar alleine. 

Die anderen schaffen es ja schließlich auch. Und man ist ja auch nicht dumm. Man muss sich nur eben mehr zusammenreißen. Selbstdisziplin.

Wo ist endlich der Moment, ab dem es leichter wird?

Da ist immer noch die Suche nach dem „Groschen, der fällt“, dem „Hebel, den man umlegen kann“, der „Einsicht, bei der es einem wie Schuppen von den Augen fällt“ – und dann wird es plötzlich alles leichter.

Und wissen Sie was – es gibt diesen Groschen tatsächlich!

Diese Einsicht. Diesen Hebel. Diese Tür, durch die man geht und dann eröffnet sich ein neues Leben, neue Möglichkeiten, neuer Raum.

Aber nicht dort, wo der wie oben beschrieben aufgewachsene ADHS’ler ihn sucht.

Diesen Groschen gibt es nicht auf der Suche „normal“ zu werden und die ADHS-Schwächen zu beseitigen. Diese Tür heißt nicht „ich mache eine Therapie, besuche ein Seminar und lese Bücher, um endlich diese ADHS-Schwächen loszuwerden.“

Ab hier wird es leichter:

Der Groschen heißt:

„ich bin o.k., so wie ich bin.
Ich darf so sein.
Ich bin anders als andere.
Aber ich kann so sein.
Ich darf aufhören „normal“ werden zu wollen.
Ich darf aufhören, mich immer so wahnsinnig anzustrengen, anders zu sein.

Annahme ist der Schlüssel zur Leichtigkeit

Annahme ist der Schlüssel zur Leichtigkeit

Ich darf sein, wie ICH bin.
Ich darf mein Leben auf MEINE Art leben.
Ich darf Dinge auf MEINE Art machen.
Und die ist anders, als andere Menschen Dinge machen.
Ich darf spontan sein und emotional und kreativ und hilfsbereit.
Und ich darf Schwächen haben bei der Konzentration, bei der Tagesstrukturierung.
Ich darf mir selbst helfen, indem ich mich annehme und für gut befinde, so wie ich bin.
Ich darf meine Stärken leben.
Ich darf an meinen Schwächen arbeiten und mir dafür auch Hilfe holen.
Und dort, wo ich nicht weiterkomme, dort darf ich sagen: o.k., hier habe ich eine Grenze und das darf so sein.
Ich bin trotzdem liebenswert.
Ich bin in Ordnung, so wie ich bin.“

(Diesen Zuspruch können Sie sich hier als MP3 herunterladen, auf Ihrem Handy abspeichern und sich immer wieder anhören, wenn Sie ihn brauchen.)

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Das ist der Hebel, der massiv Leichtigkeit, Weite, Raum, Entspannung und Glück ins Leben bringt.

An den ADHS-Schwächen kann man arbeiten ja, und das machen wir im Coaching und in den Trainings auch. Es lassen sich neue Strukturen, neue Gedankenmuster und neue Verhaltensweisen finden.

Aber die ADHS-Schwächen und Probleme können nicht alle wegtrainiert werden. Auch mit mir nicht oder einer anderen Therapie oder einem Coaching. ADHS entsteht durch eine bestimmte Veranlagung. Die eingebaute Art, zu sehen, zu fühlen, zu denken und zu handeln wird bleiben.

Schmetterling-Club

​Sich entfalten und fliegen lernen mit ADHS - im Online-Gruppen-Coaching Schmetterling-Club

Die grundlegende Tendenz, sofort emotional zu reagieren, gerne Neues und Abwechslung zu suchen, sich leicht ablenken zu lassen, reizüberflutet zu sein, etc. die bleibt erhalten. Das ist eingebaut. Es wird immer wieder zu Unaufmerksamkeit, Flüchtigkeitsfehlern, Aufschieben, Unordnung, etc. kommen.

Das wird nicht ganz weggehen. Und das ist auch nicht nötig. Sie dürfen so sein, wie Sie sind. Und dort, wo Sie Grenzen haben, dort haben Sie Grenzen. Je besser wir uns selbst an diesem Punkt annehmen können, desto leichter wird es auf einmal.

Sich selbst anzunehmen ist der Schlüssel zum Glück – auch für Menschen mit ADHS

Je besser wir annehmen, wie wir gestrickt sind, je mehr wir gelernt haben, zu spüren, was wir brauchen, was uns gut tut, was wir können und je besser wir für uns selbst sorgen können und uns selbst unterstützen anstatt uns zu bekämpfen und unter Druck setzen – desto leichter wird es. Desto mehr treten die eigenen Schwächen in den Hintergrund.

Hören Sie auf, gegen sich und Ihr ADHS zu kämpfen. Kämpfen Sie mit sich und für sich. Und wenn Sie sich dabei unterstützen lassen wollen, dann lassen Sie uns zusammenarbeiten.

Wie gefällt Ihnen dieser Beitrag? Lassen Sie mich wissen, was Sie denken und hinterlassen Sie mir einen Kommentar.

Herzliche Grüße
Birgit Boekhoff

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  1. Vielen Dank für Ihre wertschätzenden Worte. Ich selbst habe adhs und weiß, wie es ist, nie still sein zu können, immer in Bewegung sein zu müssen, Ruhe halten als Stress zu erleben und nie konzentriert zu sein. Seit ich die Diagnose habe, bin ich gelöst, genieße meine starken und nehme den Rest liebevoll an. Mein Sohn hat die Diagnose auch. Ich erkenne uns in ihren Worten so wieder. Und ich versuche, meinem Kind mitzugeben, dass seine Lebhaftigkeit, seine fröhlichkeit und sein Chaos wunderbar sind. Herzlich, Tatjana (Mama) und Benicio (Sohn)

  2. Hey,
    wenn ich das so lese, wird mir einfach nur schlecht.
    wir haben keine genaue Diagnose für unseren Sohn, aber er ist auffällig besonders in der Schule.
    Wir haben ständig Kontakt mit der Schule, er macht dies er macht das. Wir reden mit ihm, du darfst dies nicht du darfst das nicht.
    Was zum Teufel machen wir?
    Warum muss er auf einmal anders sein . Die Probleme fingen erst an als er zur Schule kam.
    Es hieß immer alles in Ordnung, dann kamen die Elterngespräche, da war dann doch nicht alles gut.
    Wir sind seit Anfang Januar diesen Jahres endlich beim Psychologen ( lange Wartezeit), er bekommt lerntherapie und seit kurzem auch Ergotherapie.
    Im Moment ist er in einer Grundschule für Kinder mit LRS die ihn aber auf Grund seines Verhaltens, zurück auf seine reguläre Schule schicken wollen.
    Auf Grund der noch laufenden Diagnose haben wir auch noch keinen Schulbegleiter.
    Ich finde es blöd wie ich mein Kind in so eine Situation gebracht habe und nicht viel früher einfach gemacht habe, sondern auf das was Lehrer gesagt haben gehört habe.
    Er ist mein ganzer Stolz und ich bin dankbar für jede Idee die er hat auch wenn wir sie oft selbst beenden müssen.
    Warum wieso?
    Was kann ich noch tun?

    1. Der erste Satz ist darauf bezogen, wie wir als Eltern mit unserm Kind umgehen nur um es für die Gesellschaft angenehm zu machen.
      Mir gefällt der Text sehr und gibt mir Kraft für meinen Sohn zu kämpfen, mit ihm für sich zu kämpfen.

  3. Wow, als ich das gelesen habe, war ich sprachlos. Auf diese Website bin ich auch gekommen, da ich mich durch Foren und Websiten quäle, damit ich "normal" werde. Monate lang habe ich nach Lösungsansätzen und Tipps geschaut, dass ich nicht realisiert habe, wie anstrengend es für mich ist. Es macht mich etwas traurig, da ich diesen Artikel hätte früher kennen sollen. Ich bedanke mich recht herzlich für diesen Artikel, wer weiß wie lange meine Suche mich noch gequält hätte!

  4. Vielen Dank für diesen tollen Beitrg. Ich habe ihn schon 10x gelesen und werde es wahrscheinlich noch 50x tun :) Sie haben vollkommen Recht. Diesen Weg werde ich jetzt einschlagen. Nicht dagegen kämpfen.

  5. Meine Tochter hat adhs. Kurz nach der geburt war sie permanent am zappeln und weinen. Mit 1 Jahr wusste ich ganz sicher das sie viel mehr Bewegung braucht als andere, verpeilt ist, Stolpert durch Unaufmerksamkeit usw. Jetzt mit 5 ist sie noch immer zappelig, hört entweder garnicht oder behält es wenige Minuten, stolpert. Aber sie ist immer nett und charmant.

    Was auf jeden Fall geholfen hat sie so anzunehmen wie sie ist, das Positive als Mutter sehen und suchen, das Positive loben…und was bei ihr geholfen hat im richtigen KinderSchlaf Mantras vorsprechen ins Ohr.

    Ich hab dich für immer lieb, weglaufen ist gefährlich, neben mir gehen usw…alles was ich ihr nachts ins Ohr flüsterte kann sie aufsagen….das Gesagte vom Tag bleibt gefühlt nicht hängen

    Ausserdem muss ich sagen das ich sie noch nie geschlagen oder beleidigt habe egal wie frech und agressiv sie bis 4 Jahre war. Obwohl sie mich gebissen, geschlagen hat.

    2 bekannte mit adhs Mädchen sind in der Öffentlichkeit schon der aufbrausend und dominant. Wie es zuhause läuft weiss ich natürlich nicht. Aber deren Töchter sind mit 6 immer noch agressiv und beleidigt und zappelig. Die Mütter schimpfen öffentlich über sie.

    Meine Vermutung ist das das Agressive und Verbale aus der überforderten impulsiven Familie selbst kommt. Das Kind wird ja durchs Lästern in der Öffentlichkeit auch gedemütigt. Die 2 Mädels mit adhs wollen der Mutter auch nie etwas schenken oder helfen.

    Mein adhs Mädchen liebt es mir zu helfen. Ihr fällt dabei zwar permanent was um/fällt runter. Ich ignoriere es. Am Ende freut sie sich das sie helfen konnte. Ich sag: Danke das du mir so toll geholfen hast oder durch dich bin ich mit meiner Hausarbeit viel schneller fertig geworden.

    Hier klötert es ständig und irgendetwas fällt um trotz bester Sehkraft. Ihr tut es jedes Mal Leid. Sie weiss selbst das sie Schusselig ist. Ich betone es nicht und helfe ihr das Ausgekippte Wasserglas, Teller, Spielzeug weg zu räumen ohne meckern.

    Auch das Anziehtheater am Morgen: ich ziehe sie einfach von Unterhose bis Jacke an. Kein Theater, sie fühlt sich geliebt, kein Zeitdruck auf beiden Seiten.

    Was mich am meisten nervt ist das permanente gerede. Ich weiss alles aus der kita. Die wissen wirklich alles über uns. Sie redet und redet und hört nicht mehr auf. Was wir kaufen müssen, was eingerichtet wird, wer was gesagt hat,…. Andere Eltern fragen sie schon aus, weil deren Kinder nichts eerzählen…da habe ich wenigstens mal kurz Ruhe und muss nicht Antworten.

    Sonst werde ich verfolgt und kann mir Monologe anhören und ab und zu fällt was runter

    Mindestens 30x am Tage sage ich nicht klettern in der Wohnung, 50x sage ich langsam gehen, 10x das Bad nicht Unterwasser setzen, im Verkehr hört sie null auf Halt Stopp Warten mit fast 6 Jahren

    Aber wie gesagt immer freundlich

    1. Bravo, Frau Fh, bravo! Habe selbst ADHD, bin persionierter Uni-Prof. und echt begeistert, wie Sie Ihrer feinen Tochter Ihre Liebe schenken. DANKE! Meine weise Professorin waren heute SIE !

  6. Pingback: Homepage
  7. Dieser Bericht war so schön geschrieben und zutreffend.
    nur leider darf ein Kind in der Schule nicht sich selbst sein :-( Mein Sohn, 9 Jahre hatte einige Probleme durch sozialem auffallen Problemen in der Konzentration. Die Lehrerin machte meinem Sohn immer nur SCHULDIG, wenn mein Sohn mal erklären wollte, warum er sich nicht konzentrieren kann, wollte man ihm nicht zuhören da es angeblich nur ausreden seien. Die Lehrerin und mein Ex Mann bestehen darauf, das mein Sohn eine Art Retalin bekommen soll. Wir waren beim Kinderpsychologen. Er machte hier und dort einen Test und erklärte mir, wenn es für die Schule besser wäre würde er meinem Sohn was verschreiben und klärte mich auf. Nun habe ich als Mutter große ANGST vor diesem Medikament! Ich bin verzweifelt vor einer FEHLENTSCHEIDUNG!!!! Gebe ich Ihm diese in meinen Augen WILLENSDROGE mit diesen erschreckenden Nebenwirkungen und habe einen guten Schüler und keine DAUERTERMINE in der Schule, oder kämpfe ich dafür, das mein Kind toll ist wie es ist und er stützt vielleicht weiter ab. Ich könnte heulen und schreien, da ich mich in diesem Thema so alleine fühle und einfach nur das RICHTIGE für meinen Sohn tun möchte. Ich liebe meinen Sohn über alles und möchte ihn nicht mehr traurig sehen , nur weil er nicht so ist wie man Ihn haben möchte. Ich hoffe ich könnte einige Sätze von Erfahrenen hier lesen. Vielen Dank!

    1. Hi, also ich war früher wie dein Sohn. Das ist aber schon etwas her.
      Meine Mutter hat much so akzeptiert wie ich war und bin. Sie hat mich sein lassen wer ich bin. Heute weiß ich das sie recht hatte, dass mit mir alles in Ordnung ist. Aber die Gesellschaft hat es mir bis zu meinem 32. Lebensjahr sehr schwer gemacht. Ich kann dir nur raten lass deinen Sohn so sein wie er ist und sag ihm er soll nicht auf die „Normalos“ hören.
      Versuche ihn für Musik oder Kunst zu interessieren, da sind viele ADHS’ler sehr begabt drin. Mir hat Musik und Zeichnen sehr geholfen.

      Liebe Grüße

    2. Hallo Taschi,

      ich weiß nicht, ob das Thema noch aktuell für dich ist und auch nicht, ob du das hier liest (ich hoffe es).
      Ich bin 35, hatte schon mein ganzes Leben ADS (ohne H) und arbeite seit ein paar Jahren bewusst an mir, meiner Selbsterkenntnis und meinen Fähigkeiten.
      Als Kind ging es mir genau so, wie in diesem Artikel geschrieben. Mein Eltern und meine Lehrer haben mir immer das Gefühl vermittelt, ich müsse mich ändern, mich mehr anstrengen und das für mich intensivste: mein Potential endlich mal mehr ausschöpfen. Aktuell geht es mir eigentlich ziemlich gut und ich kann gut mit mir leben :-)
      Zwischendrin habe ich mal einige Zeit Medikinet genommen, inzwischen nicht mehr. Kenne also auch die Wirkungen von dem Medikament.
      Das nur vorweg, damit du einschätzen kannst, dass ich mich wahrscheinlich ganz gut in die Situation deines Sohnes reinversetzen kann.
      Vielleicht kann ich dir ein paar Gedanken mitgeben, die hilfreich für dich sind.

      Was ich dir im Folgenden Schreibe, ist das, was ich mir von meinen Eltern gewünscht hätte :-)

      Vorweg: Du machst schon ganz schön viel richtig! Du weißt, dass dein Sohn voll ok ist, so wie er ist. Und das wird dein Sohn definitiv auch merken. Du vermittelst ihm nicht das Gefühl, dass er sich ändern muss.
      Damit erfüllst du eh schon das allerwichtigste und kannst beim Rest eigentlich ganz entspannt sein :-)
      Das wird schon alles gut werden für deinen Sohn, egal ob mit oder ohne Medikamente!

      Zum Ritalin oder ähnliche Medikamente: So ein Teufelszeug wie oft geschrieben ist das nicht. Ritalin wirkt auf das Dopaminsystem (ein Botenstoff von gaaaanz vielen) des Gehirns ein, nicht weniger, aber eben auch nicht mehr. Du musst keine Angst haben, dass sich der Charakter deines Sohne komplett ändert, dass sein Hirn weitreichend „umgepolt“ wird, dass er plötzlich nur noch ein Zombie ist, oder Ähnliches. Wenn ihr euch entscheidet, eurem Sohn Ritalin zu geben, wird dein Sohn noch genau die gleiche Selbstidentifikation haben wie auch jetzt. Lediglich seine Unruhe, innere Getriebenheit, Konzentrationsfähigkeit, usw. wird sich ändern.

      Verstehe mich nicht falsch, ich will dich nicht überreden, deinem Sohn Ritalin zu geben! Ich will dir nur etwas die Angst davor nehmen, so dass ihr ganz frei entscheiden könnt, was ihr machen wollt und was das Beste ist :-)

      Und jetzt der eigentliche Vorschlag: Warum lässt du deinen Sohn nicht selbst entscheiden? Dafür ist er schon alt genug!
      Erkläre ihm, dass er für dich vollkommen ok ist, und dass er immer genau so bleiben kann wie er jetzt ist, wenn er das will. Und dann sage ihm, dass es ein Medikament gibt, durch das man ruhiger wird und mit dem man sich besser konzentrieren kann. Und dass er sich selbst komplett frei entscheiden kann, ob er das mal ausprobieren will. Er muss es nicht ausprobieren und wenn er es ausprobiert, dann kann er es auch jederzeit wieder absetzen.
      Und dann lass ihn selbst entscheiden und vertraue darauf, dass er sich richtig entscheiden wird (das kann er selbst am besten :-) )

      Ihr packt das!
      Liebe Grüße
      Tobias

    3. Hallo,

      ich habe ADHS und bekam Methylphenidat erst mit über 30 Jahren, da ich erst mit fast 34 Jahren diagnostiziert wurde.

      Ich kann aus eigener Erfahrung versichern, dass dieses Medikament KEINE Willensdroge ist!
      In der richtigen Dosierung (die bei jedem ADHSler anders ist) hilft es lediglich dabei, sich besser zu konzentrieren und eventuell entspannter zu werden.

      Sie können ihren Sohn morgens die mit dem Arzt besprochene Dosis geben. Nach 6 Stunden lässt die Wirkung nach. Das könnte für die Schule gerade so reichen.

      Es wird Ihrem Sohn helfen, sich auf den Lehrer zu konzentrieren, seine Aufgaben zu erledigen, insgesamt weniger abgelenkt zu sein. Es kann ihm auch im sozialen Umgang mit anderen helfen.

      Natürlich gibt es immer Ausnahmen, die anders auf ein Medikament reagieren, aber im Großen und Ganzen kann dieses Medikament sowohl die Gegenwart eines ADHSlers erheblich verbessern, wie auch seine Zukunft.

      Es ist anstrengend, immer um die Konzentration kämpfen zu müssen! Und wie sie bereits schrieben, ist dies ein Knackpunkt, der in Schule und Beruf kaum akzeptiert wird. Wir Menschen müssen in dieser Gesellschaft leistungsfähig sein und ohne Konzentration ist das schwierig. Zudem sind Lehrer kaum in der Lage, den Unterricht spannend zu gestalten, was für ADHSler enorm wichtig ist. Denn konzentrieren können wir uns durchaus! Aber nur auf interessantes! Dafür können wir nichts. Das ist uns angeboren und lässt sich schlichtweg nicht ändern. Für alles was langweilig ist, muss ich eine Lösung finden, die es spannender macht.

      Mir ist bewusst, dass jene auf die ich antwortete, meine Tipps möglicherweise gar nicht mehr braucht. Ich schrieb es dennoch für andere Eltern, die das Methylphenidat (Ritalin, Medikinet) als was schlechtes betrachten. Das ist es einfach nicht! Man sollte es auch gut überlegen, ob es unbedingt sein muss, aber es ist absolut keine Willensdroge, die gefügig macht uns den Charakter grundlegend verändert.

  8. Hallo,
    ich habe das Glück, einen recht verständnisvollen Partner zu haben. Andererseits gibt es ein haufen Streit wegen der Ordnung. Aber auch dass ich meine Arbeiten weder zu Hause noch in unserer Firma so schaffe, wie er es sich vorstellt. Auf der einen Seite meint er ich kann mindestens all seine Anforderungen schaffen in der Softwareentwicklung, auf der anderen Seite ist er dran am verzweifeln, dass ich zwar wirklich alles schaffe, aber sehr viel länger brauche, als die meisten anderen. Ich bin zwar besser als die meisten anderen, aber leider muss ich viel schwierige Dinge lernen (lange Elternzeit aufgrund sehr schwerer Kinder), und das dauert sehr sehr lange, obwohl ich eine hohe Auffassungsgabe habe.

    Nun haben wir aber noch einen ADHS Sohn, und ja, er wächst so auf wie beschrieben. Es ist aber auch schwer es anders zu machen. Er muss morgens aufstehen, sich anziehen, Frühstücken und zur Schule gehen. Er muss im Haushalt etwas helfen, er soll nicht ständig etwas kaputt machen und keiner möchte ihm den ganzen Tag hinter laufen. Und ich als ADHS-ler schaffe es auch nicht komplett alles in eine Perfekte Tagesstruktur zu bringen (Konsequenz ist nicht mein Problem). Planen kann ich super, durchhalten sehr schlecht, auch weil es extrem anstrengend ist, meine Kinder zum Einhalten zu bewegen. Es kostet mich schon Kraft, selbst alles gut zu schaffen, und es kostet noch mehr Kraft, die Kinder gut hinzubekommen. Zudem hat der ADHSler auch noch extreme Schulprobleme obwohl er von allen von außen als sehr intelligent wahrgenommen wird. Er leidet sehr, ich auch, mein Mann auch. Und er hat auch noch einen kleinen Bruder, der so perfekt scheint. Er kann sich konzentrieren, kann Aufgaben sofort erledigen (wenn er gerade gut drauf ist und nicht den großen nachmachen möchte) und er kann sofort aufräumen usw. Natürlich ist er auch ein ganz normaler Junge mit Ärger, aber das was dem Großen die Probleme bringt, hat er einfache nicht. Selbst im Kindergarten wurde er mir als perfektes Kind präsentiert, das bereits die nächste Altersstufe erreicht hat, obwohl er gerade erst zwei Monat in der jetzigen Altersstufe ist. Auch das ist sehr schwer für meinen großen. Er möchte nicht als Dumbatsch gesehen werden (seine Worte), was aber gerade so ist, weil er extreme Probleme in der Schule hat (keine Verhaltensprobleme).

    Was ich eigendliche sagen möchte, die Zwänge des Systems sind sehr stark. Von der Schule über die Ausbildung/das Studium bis in den Beruf. Die Anforderungen sind absolut überall, sei nicht spontan, sonden mach eine Deine Aufgabe jetzt und das Ausdauernd und richtig und möglichst perfekt. Sein Ordentlich, zumindest im Auftreten, komme nie zu spät und bitte komme nicht mit irgendwelchem Querdenken. Nun gut, das Querdenken und sagen, was ich meine, insbesondere wenn es totaler mist ist, was andere tun, habe ich mir nicht abgewöhnt und werde ich auch meinen Kindern nicht abgewöhnen. Aber man wird nicht ernst genommen, obwohl richtig, nur weil man ungenau arbeitet, Flüchtigkeitsfehler ohne Ende macht und vielleicht auch noch länger braucht als andere, egal, ob’s dann besser ist, als andere abliefern. Mein Mann hat es da leichter, er ist ein Genie in seinem Bereich und gleichzeitig Perfektionist, sehr ordentlich und beherrscht sämtliche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Anforderungen aus dem FF.

    Also ein Kind einfach so annehmen wie es ist, führt dazu, dass es die Schule nicht schafft, nie eine Ausbildung richtig machen kann und letztendlich vermutlich mit den gleichen Selbstwertproblemen konfrontiert ist nur mit weniger können. So sehe ich das. Aber er hat trotzdem sehr viele Freiheiten nach der Schule. Und ich schaffe es ja kaum hinter seiner Unordnung her zu rennen. Mache ich zwar, aber immer erst wenn das Chaos schon so schlimm ist, dass es schwer ist dies zu beseitigen. Dann knallts und dann ist es wieder gut. Mein Mann kann täglich hinterher rennen und macht es auch, da gibt es gleich weniger Probleme, dafür aber tagtäglich. Was ist besser für das Kind? Ich weiß es nicht.

    1. „Dann knallts und dann ist es wieder gut.“
      Hoffentlich „nur“ verbal, was schon schlimm genug sein dürfte. Alles andere wäre schlichtweg katastrophal (für jedes Kind, nicht nur für Kinder mit ADHS) und obendrein seit 2000 strafbar.

  9. Es treibt nur die Tränen in die Augen. Aus foesem Blickwinkel habe ich mich noch nie betrachtet. Danke, danke, Danke für diesen Anstoß an meine Selbstakzeptanz.

  10. Es ist aber auch sehr schwer, mit einem ADHSler zusammenzuleben, auch wenn man Rücksicht und Toleranz üben will.
    Das Chaos betrifft ja nicht nur ihn, sondern greift ja auch auf meine Lebensbereiche über. Von mir wird dann erwartet, dass ich Verantwortung übernehme, wenn es ihm zuviel wird. Da kann der Geduldsfaden trotz bester Absichten irgendwann reißen.
    Dass Vorwürfe und das Verlangen, etwas disziplinierter zu sein, nichts bringen, ist mir klar. Aber das macht den Alltag nicht einfacher. Ich will nicht ständig jemand anderem hinterherräumen müssen.

    1. Liebe Fief,
      ja, ein ADHS-Mensch bringt bestimmte Schwächen mit, die dann auch die Partnerschaft belasten können und das Thema Ordnung ist ein häufiger Streitpunkt in Beziehungen mit ADHS-Partnern. Ich kann gut nachvollziehen, was Sie meinen.
      Aber dennoch will ich Ihre Pauschalisierung „Es ist aber auch sehr schwer, mit einem ADHSler zusammenzuleben,“ so nicht unkommentiert stehen lassen. Denn nicht jeder ADHS-Mensch ist gleich und auch in Beziehungen ohne ADHS gibt es in aller Regel Streit um das Thema Ordnung. Letztlich ist das Zusammenleben mit jedem Menschen schwer, da jeder seine persönlichen Schwächen in eine Beziehung mit einbringt. Der eine Chaos, der andere etwas anderes. Es ist nur leider „leichter“, auf die Schwächen von ADHS-Menschen mit dem Finger zu zeigen, da sie oft nach aussen offensichtlicher sind, wie z.B. Unordnung.
      Es ist für jede Partnerschaft eine Herausforderung, zu schauen, ob und wie man trotz der jeweiligen Schwächen zusammenleben will.
      Ich wünsche Ihnen, dass Sie in gemeinsamen Gesprächen dieses Thema lösen können und dass Sie vielleicht trotz aller Schwierigkeiten noch eine gemeinsame Basis für die Beziehung haben und sich auch an die Stärken Ihres Partners und das Schöne erinnern.
      Alles Gute!
      Birgit Boekhoff

      1. Liebe Frau Boekhoff,

        ich bin mir beinahe sicher, dass Sie einen Menschen mit ADHS, der Ihnen seinen ordentlichen, genauen, anspruchvollen Partner beschreibt, der ihm das Leben manchmal sehr schwermacht, nicht damit konfrontiert hätten, dass er als Mensch mit ADHS oft verantwortungslos, chaotisch, launisch daherkommt – was natürlich so nicht für alle Menschen mit ADHS gilt, aber oft sucht der Topf eben doch seinen Deckel…….

        Genauso, wie ein Mensch mit ADHS das Recht auf respektvollen Umgang mit seinen Gefühlen, Lebenssituationen und Problemen hat, hat es auch ein Mensch, der nicht von ADHS betroffen ist. Ihre Antwort finde ich respektlos – auch wenn Sie hinterhergeschoben haben, dass Sie natürlich den Betreffenden nicht kennen.
        Bitte lassen Sie’s doch einfach so stehen, dass hier einer empfindet, dass es nicht leicht ist, mit einem Menschen mit ADHS zusammenzuleben. Das Argument „du bist ja auch nicht besser“ hilft weder bei einem Menschen mit noch ohne ADHS – so verschieden sind wir, ob mit oder ohne ADHS, wirklich nicht.

        1. Liebe Zsuka,
          vielen Dank für Ihr Feedback.
          Ich respektiere die Meinung aller Kommentatoren hier (und auch Ihre), aber bei Pauschalisierungen hake ich ein, denn diese sind in aller Regel nicht zutreffend. Auch nicht bei ADHS (wie man im Kommentar von Simi lesen kann) – und das ist mir wichtig. Menschen mit ADHS bringen oft bestimmte Schwächen mit, die für das Umfeld auch belastend sein können. Aber trotzdem sind nicht alle gleich. Und in meinen Coachings erlebe ich leider oft, dass die Partner von ADHS-Menschen mit dem Finger auf deren offensichtliche Schwächen zeigen – und selbst ihre eigenen Schwächen nicht sehen, bzw. von diesen ablenken. Das ist leicht – und unfair.
          Aber Sie haben Recht, das war in meinem Kommentar an Fief missverständlich ausgedrückt von mir. Vielleicht werde ich dazu einen eigenen Blogbeitrag schreiben.
          Herzliche Grüße
          Birgit Boekhoff

    2. Naja nicht jeder ADHSler ist ein Chaot. Ich wurde von den Eltern zur Ordnung erzogen und habe in den eigenen vier Wänden auch Ordnung. Wenn Ich auch immer das verräume oder systematisch ablege was Ich hervorgekommen, gebraucht habe entsteht auch kein Chaos. Klar kann Ich verstehen dass es anstregend ist mit einem ADHsler. Aber das ist es mit jedem Mensch der ein Handicap hat ( ob Beinbruch, Autist etc.). Aber das ist ja auch nur ein Mensch. Bis zu einem gewissen Teil muss man das akzeptieren. Ich meine man muss seine Schwächen die er nicht verändern kann akzeptieren, aber darf auch gewisse Sachen die er einhalten kann von Ihm dennoch verlangen ( Ordnung, Tagesstruktur, Anstrengung in der Schule – er soll sich anstrengen und sein bestes geben, aber Ihn nicht verurteilen wenn er keine 1 nach hause bringt etc. ). Was meiner Meinung nach aber viel wichtiger ist, Ihn auch mal loben wenn er bspw. Ordnung hat, oder etwas gut gemacht hat etc. Er wird ja schon genug oft konfrontiert dass er nicht der Norm entspricht ;). Ich kann selber davon singen wie es ist als Kind nicht einmal gelobt zu werden und von Eltern, Schule etc. aufgezeigt zu bekommen was man denn ja alles falsch macht. Bin jetzt zwar erwachsen aber mein Selbstwertgefühl ist immer noch ziemlich tief unten, trotz geschafften Abi und evtl. Studienabschluss (Finance) im nächsten Jahr ;), worauf ich eigentlich stolz sein müsste.

      Und zuguter Letzt: Ich hab mir leider das ADHS auch nicht ausgesucht. Wäre ja eigentlich auch gerne wie die andern. Aber es ist nunmal so das man es hat.

      Ich will Sie nicht verurteilen, aber Ich hoffe Ich konnte Ihnen einen kleinen Einblick geben.

      Freundlicher Gruss

      Simi

    3. Ich als ADHSler finde dieses Kommentar hier unpassend. Hier wird versucht Menschen mit ADHS gut zuzusprechen, da wir mehr als ausreichend das Gegenteil gesagt bekommen. Manch ein ADHSler (wie ich) fühlte sich aufgebaut nachdem er gelesen hat das er Ok ist, um dann ein paar Zeilen weiter Unten zu lesen das er es doch nicht ist.

  11. Ich frage mich seit 5 Jahren immer, ob mein Sohn noch leben könnte,wenn man das ADHS bei ihm eher erkannt hätte. Jeden Tag mache ich mir Vorwürfe,,was ich hätte besser machen sollen und was ihm an Unrecht angetan wurde,,weil man dachte,,er macht das alles mit Absicht.
    Er war ein lieber, hilfsbereiter, tierlieber Junge, der aber selten hörte,,was man ihm sagte und sich nicht konzentrieren konnte, in der Schule störte und Lehrer,,andere Menschen und ich immer mehr frustriert wegen ihm waren und ich ihn auch immer weniger nicht mehr so behandelte,,wie es eine Mutter eigentlich tun sollte.
    Meist schimpfen, hauen und immer wieder die Frage,,warum er nicht hörte und meist Blodsinn anstellte.
    Und von anderen das Urteil, ich kann mein Kind nicht richtig erziehen.

    Irgendwann die Diagnose: Störung des Sozialverhaltens.
    Von ADHS keine Rede, niemand kannte es wohl zu dieser Zeit, aber es hätte ihm und uns vllt. helfen können, anders auf ihn einzugehen und er hätte sich besser verhalten und konzentrieren können.
    Da sein jüngerer Bruder völlig unauffällig und ruhig war,,war der Kontrast zwischen beiden Kindern noch auffälliger.
    Aber die Vorwürfe der Erziehungsunfähigkeit stand nicht mehr so im Raum, dafür umso mehr das Empfinden,,er mache das mit Absicht.

    Nach einem 6-wöchigen Aufenthalt zur Begutachtung in einer psychatrischen Einrichtung,,die ebenfalls das ADHS nicht erkannte, nur eine Mutter-Kind-Beziehungsstörung feststellte und ebenfalls die sog. Störung m Sozialverhalten bat ich beim Jugendamt um Hilfe bei der Erziehung. Das war 1996.
    Dort sagte man mit,,das es so etwas nicht gäbe,,sondern nur ein Therapiezentrum,,was aber sehr weit weg war.
    Aber er würde dort Erziehung bekommen und man würde dafür sorgen,,dass er auch eine Lehrstelle danach bekommt,,das alles überzeugte mich und ich war auch froh, die Zukunft meines Sohnes in wie ich dachte, sichere Bahnen lenken zu können.
    Das Konzept sah erst einmal eine völlige Kontaktsperre von einigen Monaten vor,, für meinen Sohn muss es gewirkt haben,,als ob er ganz allein war,,da ihm das niemand erklärt hatte und ich damals das ganzenAusmaß an seelischen Schäden,,die ihm diese Trennung zufügte, nicht erkannte.
    Ich dachte,,das dies helfen würde, dass er nun anfangen würde, nachzudenken und zu hören.
    Er kam mit 12 Jahren dort hn und verließ diese Einrichtung mit 18.
    Vom Verhalten wurde er zurückhaltender und da er nur noch in den Ferien kam, blieben die früheren Spannungen und Streiterein aus,,er wurde auch irgendwie vernünftiger und ruhiger und ich war froh darüber.
    Aber dieses Verhalten war wohl auch mit die Folge von einem Vertrauensverlust und allgemeinem Gefühl,,abgeschoben worden zu sein, das wurde mir aber erst später klar.
    Eines Tages sah ich im TV einen Beitrag über ein Kind mit ADHS, ich erkannte meinen Sohn darin wieder.
    Ich rief in dem Therapiezentrum an umd fragte dort, ob es nicht sein könne,,das er das auch hat und vllt. auch dieses Ritalin bräuchte.
    Man sagte mir,,er brauche keine Medikamente und ich vertraute darauf,,denn wer war ich,,das ich geschulten Leuten sagen konnte,,was gut oder schlecht war für meinen Sohn.
    Heute denke ich, ich hätte auf einen Test bestehen sollen, aber damals kannte ich das Ausmaß der Belastung was ADHS für den Betroffenen bedeutet, nicht.

    Mit 20 lernte er seine spätere Frau kennen,,1Jahr später kam das erste Kind.
    Er kam nicht mehr nach Hause zurück,,da er dort wie versprochen eine Lehrstelle bekam,,trotz Problemen,,an denen sein Lehrmeister manchmal verzweifelte.
    Da er aber merkte,,das mein Sohn sich bemühte und ein hilfsbereiter freundlicher Mensch war, gab er ihn nicht auf,,auch wenn er nicht wusste,,was mit Andre los war. Woher auch, keiner wusste es und bis heute bin ich unglcklich darüber.

    Bald kam Kind Nr. 2 und immer mejr auch der Druck,,der auf ihm lastete.
    Seine Schwiegereltern machten ihm auch immer Vorwürfe, besonders der Vater.
    Sie machten ihn runter,,weil,er kein Abitur hatte, ihre Tochter von ihrem Studium abgehalten hätte usw.
    Er fühlte sich immer mehr als Mensch 2. Klasse, auch weil,sein Bruder Abitur hatte
    Und von diesen Leuten offen bevorzugt wurde,,als er bei seinem Bruder mal zu Besuch war.
    Ich wusste nicht,,wie unglücklich er innerlich war,,nach außen zeigte er mir das kaum.
    Erst nach seinem Tod erfuhr ich vieles,,was er mir nicht erzählte hatte.

    Arbeitsmäßig musste er eine neue Stelle antreten,,da der BW-Standort geschlossen wurde, wieder sehr weit von uns weg,,so dass ich weiterhin nicht viel mitbekam,,wie es ihm ging.
    Kind Nr. 3 kam,,seine Frau wollte immer 5 Kinder, nur die Voraussetzungen waren leider nicht so da.
    Beengte Wohnverhältnisse, viel Unruhe, wenig Schlaf und mein Sohn nahm einen Zweitjob an,,damit sie über diemRunden kamen.

    Ich weiß nicht,,was passiert ist,,jedenfalls kam er wohl an seine Grenzen und nach Kind Nr.4 in eine Tagesklinik,,wo man dann ADHS feststellte,,da war er 29.
    Er bekam Methylphenidat und seine jahrelangen ständigen Kopfschmerzen,,gegen die kein Schmerzmittel half,,waren endlich weg.
    Ich war so froh und glücklich,,dass es endlich eine richtige Behandlung gab und es ging ihm auch besser,,sich auf Arbeit zu konzentrieren.

    Ab da machte ich mir keine Sorgen mehr und alles schien gut zu laufen.
    Eines Tages rief er mich an und freute sich so, dass er eine Freundin aus diesem Therapiezentrum wiedergefunden hatte,,sie war wie eine Schwester damals für ihn und setzte sich ein,,wenn er ungerechtfertigt dort bestraft wurde.
    Da er keinen Vater hatte und auch allgemein wenig Familie, waren ihm solche Menschen wie sie sehr ans Herz gewachsen,,allgemein war er ein Familienmensch.

    Sie wollten sich mit ihren Familien zu seinem Geburtstag treffen.
    Dazu kam es nicht mehr,,sie verunglückte tödlich.
    Er war so traurig,,machte sich aber gleichzeitig Gedanken um den Zurückbleibenenden Mann und dass er nun mit den Kindern allein sei,,so,wie er sich auch immer Gedanken um Schwächere oder Tiere machte,,die leiden mussten.

    Er kam wieder in eine Klinik, diesebis heute weiß ich nicht,,was damals passiert ist,,er redete einfach,nicht über alles und ich denke,,das hing damit zusammen,,dass er sich von mir oft im Stich gelassen fühlte.
    Dort bekam er Antidepressiva, zusätzlich zu seinem ADHS-Medikament.

    Nach seinem Tod erfuhr ich,,dass er wohl über Slebstmord geredet hat und dass er nicht mehr kann,,der Arzt ihn aber nur sagte,,er solle sich zusammenreißen,,er hãtte eine Famile.
    Aber niemand erkannte,,dass dies der Auslöser seiner Verzweiflung war.
    Dieser Arzt behandelte ihn auf Borderline, was aber völlig gegensätzlich zu seinem sonstigen Verhalten war.

    Er war gesellig,,hilfsbereit,,sehr sportlich,,setzte sich immer für andere ein und wurde selber so oft enttäuscht.

    An seinem letzten Tag schickte er seinem besten Freund eine SMS: ich danke dir für alles,,was du für mich getan hast,,aber ich kann nicht mehr.
    Danach war das Handy aus.

    Später erfuhr ich,,dass er in einem sehr schlimmen Zustand gewesen sein musste und einfach nicht mehr weiter wusste.

    Kind Nr. 5 war unterwegs.

    Manchmal wenn er spät abends anrief, war er erschöpft und meinte,,er kann sich nach der Arbeit nicht mal eine Minute ausruhen, muss gleich wieder los mit Frau und Kindern,,einkaufen, dies das und jenes,,was eben so anfällt.

    Erst nach seinem Tod habe ich erfahren,,dass er öfter am ganzen Körper zitterte und einen Platz gebraucht hätte,,wo er ein bisschen zur Ruhe kommen konnte.

    Ich wusste nie, was ADHS wirklich für ihn bedeutete,dachte immer,,es ist nicht weiter schlimm und er hat ja das Medikament dagegen.

    Erst auf der Suche nach der Beantwortung der Frage nach dem Warum, habe ich mich mehr damit beschäftigt umd weiß,,das mein Sohn mit all dieser Reizüberflutung durch die Kinder und den fehlenden Rückzugsort überlastet war.
    Und warum seine Frau nicht erkannte oder erkennen wollte,,dass er überfordert
    war und im Gegenteil,,sie ihm zusammen mit ihren Eltern immer mehr unter Druck setzte,,so zu funktionieren,,wie sie sich das vorstellten.

    Und der Arzt,,der eine Diagnose stellte, die für einen Menschen der ADHS hat,,fatal sein kann.
    Und zum Schluss ich,,die ich nicht merkte,,wie schlecht es meinem Sohn wirklich ging,,da er nie jammerte und immer versuchte,,zu funktionieren.

    Immer und immer wieder gehe ich alles durch,,was ich hätte anders machen sollen und verzweifele,,das ich jetzt so viel üner ADHS weiß und es meinem Sohn nichts menr nützt.

    1. Liebe Evely,
      das ist eine schlimme Geschichte, die Sie da erlebt haben. Letztlich wissen Sie nicht, ob irgendetwas anders gelaufen wäre. Sie glauben es. Es kann auch durchaus sein. Aber es ist nicht mehr zu ändern. Es war wie es war. Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Mut, nach vorne zu schauen, das Erlebte loszulassen und die Fragen, auf die es keine Antworten gibt, ebenfalls loszulassen. Alles Gute für Sie!
      Herzliche Grüße, Birgit Boekhoff

    2. Hallo Evelyn,

      Ich habe deine Geschichte gelesen und mir sind die Tränen gekommen. Ich habe selbst starkes ADHS und komme aus schwierigen Familienverhältnissen. In meinem Leben habe ich eigentlich die meisten Ziele , die ich wirklich wollte erreicht. Es hat nur länger gedauert als bei den anderen. Ich war bereits im Ausland, habe ein sehr gut abgeschlossenes Bachelorstudium und schreibe gerade Masterarbeit in einer Firma und danach habe ich den Ingenieurstitel. Objektiv betrachtet läuft alles gut. Aber mir ging es sehr oft wirklich sehr schlecht. Ich wurde von meiner eigenen Familie enttäuscht und habe viele Freunde verloren, für die ich früher immer da war, von denen aber keiner für mich da war, als ich es am dringendsten gebraucht hätte. Ich kämpfe mich gerade wieder durchs lernen und nehme viel Ritalin um dranbleiben zu können. Je älter ich werde, desto mehr habe ich das Gefühl, dass mein Kopf dagegen rebelliert, Sachen zu tun die mich nicht wirklich begeistern. Ich habe deshalb beschlossen eine Prüfung zu schieben, obwohl jeder andere meiner Kommilitonen das vermutlich einfacher schaffen würde. Natürlich habe ich mich deswegen sehr schlecht gefühlt aber Jetzt wo ich deinen Beitrag gelesen habe, fühle ich eher Stolz und Freiheit. Ich bin glücklich darüber, dass ich mein Wohlbefinden über die Erwartungen des Systems stelle. Ich bin trotz allem der Meinung, dass ADHS ein Segen ist und zu mir gehört. Aber zum ersten Mal hat es Klick gemacht und ich bin bereit, auch die negativen Seiten als Teil von mir zu akzeptieren, den man nicht ändern muss. Bitte teil deine Geschichte! Ich will gar nicht wissen, wie viele ADHSler da draußen grübeln, zweifeln und kurz vorm endgültigen Aufgeben sind. Ich selbst hab in der Vergangenheit bei meinen Impulsiven Ausbrüchen schon öfter daran gedacht. Und gemerkt, dass es nach Außen hin wirklich wie das Streben nach Aufmerksamkeit wirkte. Dabei war es wirklich auch nur ein Hilfeschrei. Ich bin mehrmals umgezogen und habe mein Studium nicht aus Faulheit verlängert, sondern weil ich aufgrund meines extrem lauten Umfelds (Nachbarn, Hauptstraße) wirklich aggressiv und depressiv geworden bin. Das kann man sich als Außenstehender gar nicht vorstellen, wie es ist KEINEN MOMENT DER STILLE , wirklich niemals Ruhe , zu haben. Ich habe jetzt gelernt, was mir gut tut und wie ich mich runterbringen kann, aber das gestaltet sich schwierig und klappt natürlich nicht immer. Man muss als ADHSler den Mut haben, sein Leben passend zu seiner Funktionsweise zu gestalten. Ansonsten wird man entweder zum Alki, Kriminellen, depressiv und auf alle Fälle unglaublich unglücklich.
      Deine Geschichte ist so rührend, dass es die Menschen wach rütteln könnte. Aber zumindesten würde es den Menschen, denen es geht wie deinem Sohn, zeigen, dass sie was machen müssen, bevor sie nur noch einen Ausweg sehen.
      Ich schicke dir ganz viel Kraft, Mitgefühl und Liebe um trotz dieses Verlustes auch öfter Glück empfinden zu können.

    3. Liebe Evelyn

      Das nimmt mich sehr mit sowas zu lesen. Deine Geschichte….deines Sohnes.
      Mein Sohn ist 18. Ich mache mir seit ein par Jahren sorgen. Sorge dass es meinen Sohn eines Tages auch so gehen kann/wird. Ich habe angst. Weiss aber nicht was ich tun soll.
      Denn seiner Meinung nach ist ja nichts. Es geht ihm gut. Er braucht und will keine Therapien. Es sei alles in Ordnung.

      Tatsächlich ist es ja auch so. Ich habe ihn so erzogen wie meine anderen Kindern. Wollte ihm keine Extrabehandlung zukommen lassen. Sagte ihn schon immer er solle sich benehmen, anständiger und vorallem leiser sein, denn er war immer sehr laut. Immer laut geredet, geschrien und immer hin und her laufen wenn er mir was erzählt hatte. Er konnte einfach nie ruhig sein/stehen/sitzen.
      Das war so das was ich bei ihm ändern wollte.
      Wollte dass er eben wie alle anderen ruhig und konzentriert sein soll.
      Ansonsten habe ich ihm aber alles machen lassen und auch erklärt dass so wie er ist sei er toll und interessant. Dass er froh sein kann denn es ist für mich eher eine Gabe als ein Defizit. Das einzige was mich fertig macht ist dass er so „kalt“ ist. Er zeigt keine nähe. Keine wärme kein gar nichts an Gefühlen. Er scheint gefühlstod zu sein. Das betone ich heute leider noch ab und zu dass ich sehr traurig bin dass ich als mutter nicht an ihn rankommen darf. Dass ich nichts über ihn und seine Gefühle bescheid weiss. Dass er mich nicht gerne anfässt oder es hasst angefasst tu werden. Halt keine anzeichen von Liebe mir und der Familie gegenüber gibt. Ich möchte ihn in Zukunft damit auch nicht mehr belagern. Auch das lasse ich sein. Ich denke ich habe schon genug Fehler gemacht.
      Ich weiss nur nicht wie ich in Zukunft mit ihm und dem ganzen umgehen soll.
      Soll ich ihn ab und zu mal darauf hinweisen dass es stellen gibt wo er aufsuchen kann wenn er dann doch merkt dass was nicht in Ordnung ist?
      Oder soll ich es lieber sein, denn so tue ich es nur verschlimmern und was herbei beschwören was evtl gar noch nicht da ist?

      Ich habe auch ADHS.
      Manchmal denke ich dass ich wiedermal zu viel studiere und alles und jenes ausmale und zu oft alles ins Detail und darüberhinaus bis zum ende grüble.
      Aber auf der anderen Seite glaube ich fest an der Intuition,, an meiner Intuition, an meinem mütterlichen Instinkt. Die sagt mir leider ich solle da aufpassen und was sagen, was machen ansonsten wird es meinem Sohn ähnlich ergehen.

  12. Dieser Chef (Arzt) hat die Disziplin wohl erfunden : )?! Wenn er nur wüsste; mein ganzes Leben hindurch muss/te ich Disziplin aufbringen. Disziplin, nicht negativ aufzufallen, von allen gemocht zu werden. Disziplin, ordentlich zu sitzen und zu essen. Disziplin, nicht wütend zu werden. Disziplin, aufzupassen, nicht zu träumen, Dinge auswendig zu lernen obwohl ich den Sinn dahinter nicht verstehe (ein nahezu unmögliches Unterfangen, sehr schmerzhaft und energieraubend – wie alles eigentlich in meinem Leben). Disziplin andere Mitmenschen mit meiner Denkweise nicht zu überfordern. Disziplin micht deutlich auszudrücken und dabei nicht beleidigend zu wirken (obwohl ich das nie so meine). Disziplin alles ordentlich zu halten, mich zu verwalten, meine Familie, für jeden da zu sein. Disziplin gedanklich nicht immer abzuschweifen und meinen wirklich ernsthaften Gedanken nachzuhängen. Zusammenhänge zu ergründen, wo andere gar nichts sehen/erfassen können. Disziplin nichts zu vergessen oder mich nur auf ganz Banales zu konzentrieren. Disziplin keine Fehler zu machen (dazu muss man besonders gut organisiert sein). Disziplin, Disziplin, Disziplin, Motivation, Selbstreflexion usw. usw. usw. – Das ist soooo anstrengend. Es raubt mir die letzten Kräfte. Tätigkeiten und Eigenschaften, die Menschen ohne AD(H)S eben ohne große Anstrengungen, ohne große disziplinarische Maßnahmen bewältigen können und ich nur staunen kann, wenn diese dann noch anstrengenden Hobbys in Ihrer Freizeit nachhängen können. Als Kind sagte man mir, ich soll nicht so viel träumen und mich nicht so viel ablenken lassen. Ich habe überhaupt nicht verstanden was da falsch war an mir. Aus meiner Sicht war ich stets hochkonzentriert, ich habe nicht geträumt. Im Gegenteil mir kommen nur immer so viele Gedanken zusätzlich in den Sinn, die ich auf Anhieb nicht sortieren kann. Das dauert eben seine Zeit. Aus meiner Sicht war ich stets freundlich – obwohl ich in die Welt hinausschreien wollte „wie unhöflich ihr doch in EUREM Verahlten und EURER Ausdrucksweise seid“. Ja, ich brauche länger um etwas zu lernen. Ich bin deswegen nicht dumm, denn ich habe viele Interessen. Ich bin auf alles neugierig, möchte alles wissen und erfahren. Warum wollen denn die „Anderen“ das nicht? Aber, wenn ich mal etwas kann – so richtig kann – dann kann ich es besser als jeder andere (der vielleicht in einer Prüfung mit einer „1“ abgeschnitten hat). Weil ich alles hinterfrage – ich gelernt habe nicht locker zu lassen – ich gelernt habe etwas durchzuziehen, etwas zu Ende zu bringen. Wenn die wüssten, wie viel Kraft man dazu benötigt – die hätten doch alles schon aufgegeben. Denn dass was man von uns verlangt, das würde man von Normalos erst gar nicht fordern.
    Sag doch deinem Arzt, er solle jetzt sofort einen Marathon laufen (ohne zu wissen wann er am Ziel ankommt oder wo dieses Ziel hinführt); mit Hindernissen größer als er selbst und mit der unwiderbringlichen Tatsache hinter sich einen Tiger zu wissen, der, wenn man nicht schnell genug ist und nicht alles in seinem Umfeld beachtet/erfasst, einen jeden Moment angreifen und überwältigen kann. Und dann – ist es aus mit deinem Arzt. Da darf man keine Fehler machen. Als Arzt sollte er auch wissen, dass wenn er nämlich etwas übersieht, dass dies das Leben seines Patienten kosten kann. Für einen ADSler wäre das eine Katastrophe. Die Normalos schütteln kurz die Schulter und weiter geht`s. Is`doch so, oder nicht?! Ich bin nur so wütend. Ein Leben lang trichterte man mir ein, dass ich dumm bin, dass ich nicht liebenswert bin. Das eh nix aus mir wird. Wer will bzw. kann denn da noch wachsen? Verlorene Kinder-/Menschenseelen. In einer Gesellschaft in der alles und jeder normiert wird (ist ja soooo einfach und soooo langweilig, gähn). Ich bin stark und weigere und weigerte mich stets unter größten Anstrengungen die Bewertungen unwissender (wirklich dummer) Menschen, die nicht fühlen, die nicht sehen, die nicht denken und phantasieren können wie ich, zu akzeptieren. Ich bin 44 Jahre alt. Ich weiß erst seit ca. 6 Wochen dass ich diese „Begabung“ habe. Für mich war es eine riesen Erleichterung zu wissen, dass ich so wie ich bin sein darf. Und jetzt erst recht. Liebe Grüße und eine guten Rutsch ins Neue Jahr wünscht Conny

    1. Großartiger Text, du sprichst mir aus der Seele. Mir ging es Ähnlich. Leider wird sich durch das Wissen an den Umständen nicht Ändern. Aber es ist gut gegen die Verunsicherung.

      Respekt!

    2. Liebe Conny,

      ich habe Deinen Beitrag gelesen und könnte jubeln. Obwohl ich weiß, dass jeder besser gewisse Dinge beherrschen sollte, um in unserer Gesellschaft den Karren voranbringen zu können, darf man aber doch mit seinen Möglichkeiten entsprechende Bereiche bereichern.

      Ich muss nicht…so funktionieren, wie andere es von mir möchten.

      Ich muss nicht…so denken, wie andere denken.

      Ich muss nicht…das tun, was andere tun.

      Ich muss nicht…wenn ich nicht kann oder nicht will.

      Bleibe bitte so, wie Du bist. Es gibt Orte und Bereiche in Deinem Leben, die gerade jemanden wie Dich gut brauchen.

      Und wenn Du für Dich entschieden hast, dass Du Dich für etwas bestimmtes einsetzen möchtest…freiwillig…aber noch nicht die dazu nötigen Voraussetzungen hast…dann sei Dir sicher: Die beste Voraussetzung hast Du bereits: Dein eigener Wille dazu. Damit schaffst Du es.

      Alles Gute und lebe frei!

      Sandra

    3. denke irgendwie ähnlich. Dauernd soll Ich irgendwelche Medikamente nehmen, da Ich ja so komisch bin. Von den Freunden denke bin Ich zwar eigentlich akzeptiert. Im Gegenteil Sie helfen mir sogar !! Ich bin Ihnen dafür sehr dankbar!! Dauernd sagen sie mir wenn Ich etwas geschafft habe, dass Ich mich doch freuen soll! und dauernd sagen sie mir, dass Ich mich nicht ständig hinterfragen soll.

      probiere jetzt der Familie zuliebe das Elvanse aus. Es hilft zwar schon sich besser zu konzentrieren. Aber irgendwie sehe Ich selber nicht ein wieso ich Medikamente brauche wenn Ich auch ohne das Studium ( Finance) schaffen werde, die Arbeit korrekt ausführe die von mir verlangt wird, etc. Klar braucht es viel mehr Energie als bei anderen aber das ist es mir wert.

      Schon nur der Gedanke ein Medikament zu nehmen da Ich anders bin, und mich nur dadurch anpassen kann, nagt schon am geringen Selbstvertrauen, dass man sowieso schon hat. Man kann sich doch auch anders in der Gesellschaft einbringen, etwas mit ADHS erreichen ( Bspw. Elon Musk) als Amphetaminzombie Tag für Tag zu funktionieren.

      Was vlt. noch anzumerken ist, Ich denke dass Ich nicht „scheweres“ ADHS habe. Habe zwar manchmal Mühe mit der Kommunikation mit anderen Menschen, meine Gedanken kreisen dauernd ( positiv und negativ) und dauernd kommen neue Eindrücke/Ideen auf mich zu. Aber Tics/ Impulsiv bin Ich zum Glücklich nicht sehr stark :) Darüber bin Ich noch froh :)

  13. Das spricht mir aus der Seele….!!!!!! Immer wird von mir erwartet, dass ich mich ändere….warum ändert sich denn nicht mal mein Gegenüber???? Ich werfe den Menschen um mich herum ja auch nicht permanent vor, wie unendlich langsam sie sind :)) Im Vergleich zu mir…..:)))) Könnten die nicht mal schneller werden? Oder emotionaler?

  14. Interessanter Artikel, vielen Dank.
    Was ich aus den bisher auf dieser Website gefundenen Inhalten mitnehme ist, dass ich weniger damit hadern sollte, dass ich bin, wie ich bin, sondern mich akzeptieren lernen und in meiner Umgebung um Verständnis/Akzeptanz werben sollte.
    Inzwischen bin ich über vierzig, habe nie das Durchhaltevermögen für eine Ausbildung oder ein Studium aufbringen, aber glücklicherweise vor vielen Jahren in der selbstständigen Programmierung eine Beschäftigung finden können, die mir Geld einbringt, ohne mich dabei an einen langweiligen festen Arbeitsplatz unter lärmenden Leuten binden zu müssen.
    Durch meine Schwäche(n) ist mir immer schon schwer gefallen, mich gut zu finden und mich vor potenziellen Auftraggebern gut darzustellen, wodurch immer schon meine „Selbstvermarktung“ gelitten hat und weniger Aufträge auf meinem Tisch gelandet sind.
    Ich arbeite von zu Hause aus, da Miete für ein eigenes Büro in einer Großstadt nie drin war. Versuche mit preislich günstigeren Bürogemeinschaften scheiterten daran, dass ich mich von geschwätzigen KollegInnen in meinem Ruhe-zum-Arbeiten-Finden behindert sah. Wann immer ich längere Engagements in einer Firma hatte, litt ich unter dem Gefühl, nicht schnell genug gearbeitet zu haben, weil ich gesetzte Projektdauern überschritt. Anfangs schob ich so etwas noch auf Einarbeitungsschwierigkeiten, nach mehreren Wochen kam ich mir allerdings langsam und dumm vor. Auch heute vergleiche ich meine Leistungsfähigkeit mit der anderer ähnlich Beschäftigter und staune immer wieder über ihr Tempo und Selbstvertrauen.
    Im Laufe der Jahre isolierte ich mich immer wieder vom Rest der Menschheit, träumte immer wieder von einer einsamen Hütte in Alaska. Zu Hause atme ich erst auf, wenn Frau und Kinder aus der Tür sind (sicher auch kein schönes Gefühl für meine Familie), obwohl ich mich dann meist auch nicht genug „zusammen reißen“ kann, dass ich wer weiß was geschafft bekomme.
    Ich war 20 Jahre lang nikotinsüchtig; nicht weil ich Rauchen so toll fand, sondern weil ich es einerseits als Selbstbestrafungsinstrument nutzte und weil ich andererseits das Rauchen und all die ekligen Begleiterscheinungen als zu mir passend empfand. Sobald ich es mir gestatte, ein für mich interessantes Computerspiel zu spielen, komme ich nicht leicht wieder davon weg. Seit Jahren hänge ich täglich vor YouTube und bin einerseits begeistert, wie viel besser (gezielter) mir die Informationen dort im Gegensatz zum TV vorkommen, andererseits aber gerate ich immer wieder in „binge-watching“-Fallen und komme erst Stunden später mit schlechtem Gewissen vom Rechner weg und das meist auch nur auf Grund äußerer Impulse (Kinder kommen aus der Schule o.ä.).
    Meine Frau scheint inzwischen auch am Rande ihrer „Leidensfähigkeit“ angelangt zu sein, denn sie musste im wesentlichen die Familie ernähren, weil ich ja unfähig gewesen bin, einen „anständigen“ Beruf auszuüben und genug Geld ins Haus zu holen. Ferner musste sie meine Stimmungen ertragen, meine Kontaktscheu, mein ständiges „das können wir uns nicht leisten“.

    Vielleicht wird jetzt alles mit neuer Herangehensweise besser…

  15. Sehr gut geschriebener Artikel mit guten Ansätzen, aber als selbst ADS Betroffener muss ich leider sagen, dass nicht alles so einfach ist und der Realität entsprichti

    Kurze Version: ADS bzw. ADHS ist ein Haufen Pferdemist (freundlich ausgedrückt.)
    Mehr als den metaphorischen Stinkefinger kann ich für diese Störung nicht zeigen.
    Auch eine Korrelation zwischen Hochintelligenz und AD(H)S ist nicht wissenschaftlich komplett belegt. Man mag zwar ein theoretische höhere Wahrscheinlichkeit zu besitzen, etwas kreativer als der Durchschnitt zu sein, aber selbst hier ist das nicht komplett garantiert und nicht jeder Künstler oder Interpret hat direkt ADHS…nur ein kleiner Teil.

    Allein schon die Symptome sind sehr einschränkend, sowohl sozial kommunikativ als auch emotional.
    Probleme mit dem Augenkontakt, extreme Unruhe wenn man mit anderen Reden möchte, sprunghaftes Denken wo man ganz oft nicht länger bei einem Thema bleiben kann, Probleme beim Zuhören, innere Anspannung, usw.
    Vieles lähmt einen und hinterlässt den Eindruck, man hört nicht zu, wirkt abweisenden, usw…..
    Dies hat die Folge, man macht sich unbeliebt, hat geringere soziale Interaktion und allgemein Probleme bei der Verständigung und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, was um ehrlich zu sein unvereinbare Nachteile für das betroffene Individuum, weil das Bedürfnis nach sozialer Teilnahme mit anderen Menschen hat jeder.
    Zudem man auch sich in einem sehr gemeinen Zwiespalt sich befindet, ein Leben mit vielen Nachteilen ohne Medikamente oder ein LEben, wo zwar einige Nachteile aufgrund der Medikamente wegfallen, dafür aber dann im Gegensatz die Nebenwirkungen von MPH, Ritalin und co. wieder alles erschweren und meine sehr süchtig machende Substanz nimmt.
    Ob so oder so, beide Wege sind erschweren und führen an dem Ziel, ein „normales“ Leben führen vorbei.
    Therapien lindern das nur sehr wenig und die nächsten Ticks, Psychosen und Erschwernisse warten nur darauf, mitgenommen zu werden.
    LEute mit ADHS tendieren dazu, anfällig für diverse Substanzen zu reagieren und süchtig zu werden, Depressionen zu bekommen, Suizidgefährdung ist ebenfalls vorhanden, was sich zu den zahlreichen Nachteilen von ADHS dazu gesellt.
    Man lebt nur einmal….dann unbedingt mit einer blöden ADHS, klar geht es anderenschlimmer, trotzdem ist das psychische Leid von ADHS enorm groß, dass es einfach füchterlich ist zu denken, aber auch akzeptieren, dass man dieses verdammte ADHS mit sich tragen muss für den Rest des einzigen Leben.

    Man kann es sicgh versuchen schön zu reden und sich vor einem Vorhang etwas schön spielen, aber was sich hinter dem Vorhang befindet, wird immer bleiben und wirken….aber alles schon probiert und durchgemacht seit über 28 Jahren und mit vielen Betroffenen geredet….
    Ein Leben mit ADHS ist halbwegs möglich, aber ohne ist es zu 800% besser

    1. Ja, genau, da haben Sie vollkommen recht. Solange es nur „schön-reden“ und „etwas vorspielen“ ist, solange bleibt man unglücklich und findet keinen Frieden mit sich und seinem Leben.

      Und deshalb schreibe ich in diesem Artikel, dass der Hebel und die Tür zu innerem Frieden, Zufriedenheit, Gesundheit und Erfolg ist, sich so anzunehmen wie man gebaut ist. Und dazu gehören auch Schwächen und Einschränkungen und ggf. sogar Behinderungen. Jeder Mensch hat seine eigenen Einschränkungen und Herausforderungen im Leben. Seien sie ADHS-bedingt, oder seien es andere Schwächen, Veranlagungen oder Behinderungen oder auch einfach „nur“ Dinge, die man selbst als Behinderung empfindet. Es wird nicht immer alles „gut“ und manche Einschränkungen und Herausforderungen und Probleme bleiben auch ein Leben lang bestehen. Aber man ist nicht dazu verdammt, sein Leben lang unglücklich zu sein, weil man eine Veranlagung oder Situation hat, die man als Einschränkung empfindet.

      Jeder Mensch ist vor die Wahl und Herausforderung gestellt, damit umzugehen. Ob es einem gefällt oder nicht. ADHSler, Waisen, Körperbehinderte, Menschen mit neurologischen Erkrankungen, Menschen mit anderen Konstitutionen, die „anders“ sind als „normal“.

      Für jeden Menschen gilt: Gegen das anzukämpfen und mit dem zu hadern, was man nicht ändern kann, bringt zuverlässig Unglück. Das anzunehmen und mit dem Frieden zu schließen, was man nicht ändern kann, öffnet die Türen für Glück, Gesundheit und Erfolg.

      Ein Leben mit ADHS muss nicht zwangsläufig beschränkt sein auf „halbwegs möglich“, sondern kann auch glücklich sein. Wenn man seinen Weg findet.

      Sie schreiben, dass ein leben ohne ADHS zu 800% besser ist. Woher wissen Sie das so sicher? Was würde Ihnen derjenige darauf antworten, der aufgrund einer Querschnittslähmung auf permanente Hilfe und Betreuung angewiesen ist? Oder was würde derjenige Antworten, der aufgrund chronischer Depressionen niemals in der Lage ist, Freude zu empfinden, auch nicht im kleinsten Moment?

      Und was würde der antworten, das auch ADHSler ist, aber eben gut damit lebt und sich und sein Leben so mag? (und ja – davon gibt es ebenfalls sehr viele)

      Ich wünsche Ihnen, dass Sie einen Weg finden für sich und Ihr Leben. Dass Sie früher oder später entdecken, wie hilfreich Annahme des eigenen Seins ist und dass darin der Schlüssel zu sehr vielen Türen des Lebens liegt. Und dass Sie die Unterstützung bekommen, die Ihnen gut tut.

      Herzliche Grüße
      Birgit Boekhoff

  16. Danke für diesen Beitrag liebe Frau Boekhoff……bei mir wurde die Diagnose mit fast 60 gestellt…..ein bisschen spät für vieles. Aufgrund dieser Erfahrung…..so wie ich bin bin ich nicht ok – habe ich in meinem Leben vieles nicht geschafft , Selbstwert und daraus resultierendes Selbstvertrauen sind im Eimer. Selbst jetzt , wo ich seit 4 Jahren in der Nähe meines hochbetagten Vaters lebe höre ich nur alles was ich nicht bin, nicht das was ich bin. Da ist es schwer , mit ein paar Übungen oder positiven Gedanken das Ruder herumzureissen. Die Hoffnung ist anstrengend geworden und die Verzweiflung steht dicht neben einem. Trotzdem vielen Dank

  17. Hallo Frau Boekhoff,
    ich bin seit mehr als einem Jahr mit jemanden befreundet, der ADHS hat und der seit einem Jahr mir zu vermitteln versucht, wie ich mich verhalten soll, damit es ihm besser geht, bzw. ich ihm helfen kann. Leider hab ich bis dahin mit dieser Problematik nie etwas zu tun gehabt, dementsprechend ist wohl auch das meiste nicht aufgegangen. Ich hoffe, dass ich nun durch Ihren Blog etwas mehr darüber erfahre und ich meine Hilfe und Reaktionen besser anbringen kann als bisher und ich mich nicht immer so hilflos fühlen muss. Der erste Artikel von Ihnen hat mir jedenfalls gefallen und ich werde die anderen auch noch alle durcharbeiten.

    1. Ich glaube, ich bin in einer ähnlichen Situation. Ich lebe seid einem Jahr mit einem Mann zusammen, der wahrscheinlich ADHS hat. Wir sind beide sehr verzweifelt und verletzt vom anderen. Die ganzen Symthomatiken, die ich für Gleichgültigkeit, Ignoranz oder Unbeherrschtheit gehalten habe, finde ich auf dieser Seite wieder. Ich suche nach einem Weg, dass wir wieder zueinander finden und miteinander umgehen können. Ich will noch nicht aufgeben.

  18. Hallo Mela,
    schauen Sie einmal hier, ob Ihnen dieser Beitrag hilft: http://adhs-trainerin.de/ausraster-wutanfaelle-vermeiden-der-3-schritte-notfall-plan/
    Ansonsten kann man das Thema Impusivität sehr gut mit einem Coaching in den Griff bekommen. Ausraster haben immer Vorläufer und bestimmte Trigger. Wenn man diese erkennt und frühzeitig gegensteuert und Prophylaxe betreibt, lassen sich viele Ausraster verhindern. Wenn ich Sie persönlich dabei unterstützen kann, melden Sie sich gern.
    Herzliche Grüße
    Birgit Boekhoff

  19. ich lerne meine schwächen zu akzeptieren, mich so anzunehmen wie ich bin!
    Wie lerne ich herausfinden was meine Stärken sind?

    1. Alice, haben Sie es mit Selbstbeobachtung probiert?

      Schauen Sie, was Sie gut (oder vielleicht besser als die meisten in Ihrem Umfeld) können. Prüfen Sie, was Ihnen Freude macht, wofür Sie Motivation verspüren und was Sie gern zu einem guten Ende bringen.

      Ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch einige Dinge besser kann, als andere Menschen in dessen Umfeld. Wer diese Dinge noch nicht gefunden hat, sollte vielleicht genauer hinschauen, Bekannte/Freunde befragen oder weitere Dinge ausprobieren.

      Das aus der Sicht eines Mittvierzigers, der nichts mit Medizin oder Lebensberatung zu tun hat.

  20. Genau die richtige Lebenseinstellung, die Sie da vermitteln, liebe Frau Boekhoff.

    Vielen Dank für diesen aufbauenden Artikel!

    1. Sehr gerne lieber Herr Schilbock! Irgendjemand muss in der Öffentlichkeit ja mal solche Sachen schreiben, die tausende von ADHS-Menschen erleben und mit denen Sie kämpfen. Überall liest man ja auch nur, dass man ADHS „behandeln“ kann und soll. Es wird viel zu wenig darüber gesagt, dass wir als Gesellschaft auch zu dem Leid beitragen. Vielleicht sollte ich auch mit diesem Betreff mal etwas veröffentlichen „Wie die Gesellschaft zum Leid der ADHS-Menschen beiträgt“, was meinen Sie?
      Alles Gute und viele Grüße.
      Birgit Boekhoff

      1. Hallo Frau Berghoff.

        Ich fände es toll wenn Sie so einen Artikel schreiben würden.
        Seit meiner Heirat und vor allem unserem dritten Kind erwartet meine Frau dass ich mich „zusammenreißen soll“ in Bezug auf Hausarbeiten und Kindererziehung da andere dies ja auch könnten.
        Meine Diagnose ADHS sieht sie eher als Entschuldigung und faule Ausrede und vermutet hinter allem Methode.
        Dies ärgert mich maßlos und macht mich dann für kurze Zeit supersauer.

        Danke fürs Zuhören.

        Tom

        1. Lieben Tom, 3 Kinder und ne Frau sind für einen Menschen mit ADHS aber auch nichts, weil Reizüberflutung pur!! Ständiges Fremd-Gefordertsein bei großer Reizfilterschwäche und gleichzeitig niedriger Stresstoleranz…… – ist Gift für die Seele….
          ………und dann hast Du vermutlich auch noch einen Beruf…. auf weia!

      2. Ich würde es ganz super toll finden, wenn Sie mehr Artikel zu dieser Thematik veröffentlichen würden. Gerade auch zu „Wie die Gesellschaft zum Leid der ADHS-Menschen beiträgt“. Viele wissen ja gar nicht, dass es diese Menschen gibt und erst recht nicht, wie mit ihnen umgegangen werden soll.
        Ich denke, dass z.B. viele Eltern , Lehrer, Erzieher, Ärzte, Therapeuten etc. besser aufgeklärt werden sollten und dafür sind Sie doch bestens geeignet.
        Danke für Ihren Einsatz
        Paula

        1. Das spricht mir aus der Seele….!!!!!! Immer wird von mir erwartet, dass ich mich ändere….warum ändert sich denn nicht mal mein Gegenüber???? Ich werfe den Menschen um mich herum ja auch nicht permanent vor, wie unendlich langsam sie sind :)) Im Vergleich zu mir…..:)))) Könnten die nicht mal schneller werden? Oder emotionaler?

      3. Sehr gute Idee, denn es ist schon richtig was sie Schreiben. aber die Chefs verstehen das nicht. Die finden nicht, dass man so sein kann wie man ist…. Sie gucken zwar auch auf die Stärken (sonst hätte man den Job längst verloren) , aber stoßen sich zu sehr an den Schwächen, deshalb sitzen Menschen mit ADHS stets als Wackelkandidaten auf dem Sprungbrett. Darum strengen sich also noch mehr an, erleiden dadurch defizitäre Energieverluste, verzetteln sich dadurch noch mehr, machen dadurch mehr Fehler, müssen die Fehler nacharbeiten, dann fehlt Ihnen die Zeit wieder anderswo, weswegen sie versuchen schneller zu arbeiten, woduch sie noch mehr Fehler machen und es schließlich nur noch eine Frage der Zeit ist, wann der Chef klare Entscheidungen trifft oder wenigstens anfängt den ADHSler zu mobben. Verständnis für ADHS gibt es nicht. schließlich ist das Keine Behinderung sondern man muss sich doch bloß zusammenreißen oder wenigstens mal eine Verhaltens-Therapie machen, oder !? :-/ Es hilft insofern nicht viel sich selbst zu akzeptieren und auf seine Stärken zu fokussieren, da ADHS existenziell bedrohlich ist, wenn andere das nicht auch können, leider!

        1. Ich habe auch die Befürchtung, dass nicht die AD(H)S-Betroffenen zum Coaching müssen, sondern sie plus alle Leute in ihrer Umgebung. Das könnte teuer werden… ;)

      4. Ja sehr gerne. Mein Chef (Arzt ) meinte mal zu mir Adhs gibt es nicht man kann das alles erlernen. Man benötigt dazu Disziplin. Jo ganz bestimmt.

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