Was bei ADHS wirklich veränderbar ist und was nicht

ADHS bedeutet Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätssyndrom. Das beschreibt eine Ansammlung an bestimmten Problemen im Verhalten, die dann entstehen, wenn ein Mensch mit einer „ADHS-Konstitution“ in einem Leben steckt, das nicht zu ihm passt oder er noch nicht gelernt hat, mit seiner besonderen Konstitution richtig umzugehen.

Sobald ein ADHS-Mensch sich sein Leben so eingerichtet hat, dass es zu ihm passt und sobald er Wege gefunden hat, seine Stärken zu nutzen und seine Schwächen zu managen, tritt das ADHS in den Hintergrund. Es verblasst und manchmal bemerkt man es gar nicht mehr, nur noch an Kleinigkeiten. Die machen aber nicht mehr den Großteil des Lebens aus.

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Warum meinen eigentlich so viele ADHS-Menschen, dass sie sich verändern müssten?

Meistens wachsen ADHS-Menschen folgendermaßen auf:

Die Eltern wissen nichts von ADHS. Sie merken nur, dass sie ein anstrengendes, weil hyperaktives oder verträumtes Kind haben. Dieses Kind macht nicht, was es machen soll. Es zappelt oder es träumt. Also muss man dieses Kind entweder antreiben oder begrenzen. Der Alltag ist stressig mit so einem Kind. Ständig muss man als Elternteil dahinter her sein, dass dieses Kind aufsteht, sich für die Schule fertig macht, zum Essen kommt, die Hausaufgaben macht, das Geschwisterkind in Ruhe lässt, sich wieder abregt, Grenzen akzeptiert, mit seiner Freizeit etwas sinnvolles anfängt, ohne nur herumzuhängen, das Zimmer aufräumt etc.

Dieses Kind muss man permanent überwachen, treiben, bremsen, steuern.

Dementsprechend entwickelt sich dann auch eine bestimmte Kommunikation: mach dies, lass das. Komm her, pass auf, hör zu, mach mit. Sei still, mach voran. Warum muss ich immer wieder…, warum kannst du nicht…, die anderen Kinder…, etc.

ADHS-Kinder sollen anders sein

ADHS-Kinder sollen anders sein

Was lernt dieses Kind über sich und das Leben?

Es lernt: ich bin nicht o.k. Ich muss anders sein. Ich soll anders denken, fühlen, mich verhalten. Ich soll so sein, wie die anderen. Ich bin anstrengend. Ich soll besser zuhören, aufpassen, mitmachen, einfach nur das machen, was dran ist und nicht immer irgendwas anderes. Ich soll nicht kreativ sein, das passt jetzt nicht. Ich soll nicht spontan sein, das passt jetzt nicht. Ich soll nicht so emotional sein, das ist anstrengend.

Aber auch ADHS-Kinder haben das Recht auf Annahme.

Und so wird dieses Kind groß. Mit dem Selbstbild „Ich bin nicht o.k., ich muss anders werden. So, wie ich bin, ist es nicht in Ordnung“.

Noch mehr Veränderung, bitte! Das reicht noch nicht!

Und so strengt sich dieser mittlerweile erwachsen gewordene Mensch an, anders zu werden. Normal zu werden. Wie die anderen auch. Konzentriert, fokussiert, strukturiert, überlegt, ordentlich, in die Gesellschaft eingegliedert, ordentlicher Beruf, Familie, Kinder, normal eben. Und nicht so anstrengend.

permanente Anstrengung und doch reicht es nicht

permanente Anstrengung und doch reicht es nicht

Und dazu werden Bücher gelesen, Internetforen abgegrast, Artikel gelesen, Kurse heruntergeladen, Seminare besucht, Therapien gemacht, Coachings gebucht.

Und einiges verändert sich auch. Es finden sich durchaus Strukturen, praktische Lösungen, Systeme, neue Gedanken.

Aber der richtige Durchbruch ist es nicht. Da ist nach wie vor diese Anstrengung, normal zu sein. Endlich alles geregelt zu bekommen. Und zwar alleine. 

Die anderen schaffen es ja schließlich auch. Und man ist ja auch nicht dumm. Man muss sich nur eben mehr zusammenreißen. Selbstdisziplin.

Wo ist endlich der Moment, ab dem es leichter wird?

Da ist immer noch die Suche nach dem „Groschen, der fällt“, dem „Hebel, den man umlegen kann“, der „Einsicht, bei der es einem wie Schuppen von den Augen fällt“ – und dann wird es plötzlich alles leichter.

Und wissen Sie was – es gibt diesen Groschen tatsächlich!

Diese Einsicht. Diesen Hebel. Diese Tür, durch die man geht und dann eröffnet sich ein neues Leben, neue Möglichkeiten, neuer Raum.

Aber nicht dort, wo der wie oben beschrieben aufgewachsene ADHS’ler ihn sucht.

Diesen Groschen gibt es nicht auf der Suche „normal“ zu werden und die ADHS-Schwächen zu beseitigen. Diese Tür heißt nicht „ich mache eine Therapie, besuche ein Seminar und lese Bücher, um endlich diese ADHS-Schwächen loszuwerden.“

Ab hier wird es leichter:

Der Groschen heißt:

„ich bin o.k., so wie ich bin.
Ich darf so sein.
Ich bin anders als andere.
Aber ich kann so sein.
Ich darf aufhören „normal“ werden zu wollen.
Ich darf aufhören, mich immer so wahnsinnig anzustrengen, anders zu sein.

Annahme ist der Schlüssel zur Leichtigkeit

Annahme ist der Schlüssel zur Leichtigkeit

Ich darf sein, wie ICH bin.
Ich darf mein Leben auf MEINE Art leben.
Ich darf Dinge auf MEINE Art machen.
Und die ist anders, als andere Menschen Dinge machen.
Ich darf spontan sein und emotional und kreativ und hilfsbereit.
Und ich darf Schwächen haben bei der Konzentration, bei der Tagesstrukturierung.
Ich darf mir selbst helfen, indem ich mich annehme und für gut befinde, so wie ich bin.
Ich darf meine Stärken leben.
Ich darf an meinen Schwächen arbeiten und mir dafür auch Hilfe holen.
Und dort, wo ich nicht weiterkomme, dort darf ich sagen: o.k., hier habe ich eine Grenze und das darf so sein.
Ich bin trotzdem liebenswert.
Ich bin in Ordnung, so wie ich bin.“

(Diesen Zuspruch können Sie sich hier als MP3 herunterladen, auf Ihrem Handy abspeichern und sich immer wieder anhören, wenn Sie ihn brauchen.)

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Das ist der Hebel, der massiv Leichtigkeit, Weite, Raum, Entspannung und Glück ins Leben bringt.

An den ADHS-Schwächen kann man arbeiten ja, und das machen wir im Coaching und in den Trainings auch. Es lassen sich neue Strukturen, neue Gedankenmuster und neue Verhaltensweisen finden.

Aber die ADHS-Schwächen und Probleme können nicht alle wegtrainiert werden. Auch mit mir nicht oder einer anderen Therapie oder einem Coaching. ADHS entsteht durch eine bestimmte Veranlagung. Die eingebaute Art, zu sehen, zu fühlen, zu denken und zu handeln wird bleiben.

Schmetterling-Club

​Sich entfalten und fliegen lernen mit ADHS - im Online-Gruppen-Coaching Schmetterling-Club

Die grundlegende Tendenz, sofort emotional zu reagieren, gerne Neues und Abwechslung zu suchen, sich leicht ablenken zu lassen, reizüberflutet zu sein, etc. die bleibt erhalten. Das ist eingebaut. Es wird immer wieder zu Unaufmerksamkeit, Flüchtigkeitsfehlern, Aufschieben, Unordnung, etc. kommen.

Das wird nicht ganz weggehen. Und das ist auch nicht nötig. Sie dürfen so sein, wie Sie sind. Und dort, wo Sie Grenzen haben, dort haben Sie Grenzen. Je besser wir uns selbst an diesem Punkt annehmen können, desto leichter wird es auf einmal.

Sich selbst anzunehmen ist der Schlüssel zum Glück – auch für Menschen mit ADHS

Je besser wir annehmen, wie wir gestrickt sind, je mehr wir gelernt haben, zu spüren, was wir brauchen, was uns gut tut, was wir können und je besser wir für uns selbst sorgen können und uns selbst unterstützen anstatt uns zu bekämpfen und unter Druck setzen – desto leichter wird es. Desto mehr treten die eigenen Schwächen in den Hintergrund.

Hören Sie auf, gegen sich und Ihr ADHS zu kämpfen. Kämpfen Sie mit sich und für sich. Und wenn Sie sich dabei unterstützen lassen wollen, dann lassen Sie uns zusammenarbeiten.

Wie gefällt Ihnen dieser Beitrag? Lassen Sie mich wissen, was Sie denken und hinterlassen Sie mir einen Kommentar.

Herzliche Grüße
Birgit Boekhoff

p.s. und laden Sie sich meinen Audio-Zuspruch noch herunter, falls Sie es noch nicht getan haben.

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