Warum Aufräum-Aktionen alleine Sie nicht weiterbringen, wenn Sie es ordentlicher haben wollen

Das Thema Ordnung ist ein Thema, das sehr viele (oder sogar alle?) ADHS-Menschen beschäftigt. Sie mögen Ordnung und Struktur, profitieren davon, wenn es diese gibt, schaffen es aber irgendwie nicht, die gewünschte Ordnung für sich selbst herzustellen und beizubehalten.

Wenn ich mit Coaching-Klienten am Thema Ordnung arbeite, dann frage ich häufig, was denn unternommen wird, um es ordentlicher zu haben. Die Antwort ist dann fast ebenso häufig: „Ich muss eben einfach mal wieder aufräumen.“

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Und dann werden in Abständen immer mal wieder Aufräumaktionen gestartet, mit dem festen Glauben, dass Aufräumen das Problem lösen würde.

Das tut es aber nicht.

Warum wiederholte Aufräumaktionen alleine das Problem nicht lösen und was Ihnen wirklich weiter hilft, das zeige ich Ihnen in diesem Artikel.

Das Problem an der Sache mit den Aufräumaktionen

Vielleicht ist Ihnen das folgende Szenario vertraut (so erlebe ich es jedenfalls sehr häufig im Coaching):

Die Wohnung, der Arbeitsplatz, die Garage, der Keller, das Treppenhaus – irgendwie stehen und liegen überall Sachen herum. Papiere und Zeitungen stapeln sich, Kleidung liegt auf dem Boden oder hängt über Stühlen, Taschen fliegen im Flur herum, Wäschekörbe mit getrockneter Wäsche stehen auf der Treppe, Bücher und CDs verstopfen die Regale, Post liegt herum und wartet auf Bearbeitung, Gläser und Tassen stehen auf dem Wohnzimmertisch, die Brotkrümel verteilen sich in der Küche, etc.

Chaos bei ADHS

​Chaos ist bei ADHS nicht selten

Sie versuchen, den Alltag mit all seinen Anforderungen zu bewältigen und Arbeit, Familienleben, Freizeit und Haushalt zeitlich unter einen Hut zu bringen. Da häufen sich eben die Dinge an. Irgendwann wird es Ihnen zu viel, Sie kriegen einen Rappel und starten eine (kleine bis mammutartige) Aufräumaktion. „Jetzt mache ich tabula rasa und schaffe Ordnung auf meinem Schreibtisch…“.

Wenn Sie so wie die meisten ADHSler sind, dann klappt das im „Rappel-Modus“ (man nennt das auch „Hyperfokus“) relativ gut, wirklich den kompletten Kleiderschrank auszumisten und umzusortieren oder den dicken Stapel an Papieren endlich mal zu sichten und wegzusortieren oder gar die ganze Garage auszuräumen.

Danach fühlen Sie sich erleichtert und es ist wieder „Luft zum Atmen“. Man kann den Schreibtisch wieder erkennen, der Kleiderschrank geht wieder zu, das Auto passt wieder in die Garage. Puh. Geschafft. Jetzt habe ich es ordentlich.

Einen halben Tag (diese Zeitspanne kann etwas variieren ;-) ) später sieht es jedoch schon wieder aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte.

Warum hilft denn das Aufräumen nicht, um es ordentlicher zu haben?

Für Ordnung brauchen Sie Fliesen und Fugen

Die Antwort ist: Weil Aufräumaktionen nur die Fliesen in einem Mosaik sind. Ohne den Fugenkitt halten sie aber nicht lange zusammen und fallen auseinander.

Ihnen fehlen die Fugen.

Fugen?

Ja, die Fugen.

Es fehlt das „Dazwischen“. Zwischen den Aufräumaktionen.

buntes Mosaik mit Fliesen und Fugen

​Ordnung ist wie ein Mosaik: man braucht Fliesen und Fugen

Aufräumaktionen SCHAFFEN Ordnung. Temporär, punktuell, kurzfristig.

Viel wichtiger, um Ordnung wirklich langfristig zu verbessern, sind die Fugen. Es fehlen die Strategien und Verhaltensgewohnheiten, die dazu beitragen, dass die GESCHAFFENE Ordnung auch BEIBEHALTEN werden kann.

Ordnung besteht aus zwei Grundkomponenten:

Ordnung schaffen (= Aufräumen) und Ordnung halten (= Ordnungsgewohnheiten).

Wenn Sie Ordnung geschaffen haben durch das Aufräumen, dann kann diese Ordnung nur erhalten bleiben, wenn Sie entsprechende Ordnungsgewohnheiten haben, die das Ordnungslevel stabilisieren. Fehlen die Ordnungsgewohnheiten, dann bricht früher oder später das Chaos wieder aus und es muss wieder eine Aufräumaktion eingerichtet werden.

Welche Verhaltensgewohnheiten könnten das sein, die als Fugen helfen, die Mosaik-Fliesen zusammen zu halten?

Die fehlende zweite Komponente: Die Fugen

Entscheidend ist, wie wir mit den Dingen in unserem Leben umgehen, die wir in die Hand nehmen und benutzen. Wo und wie legen wir sie ab? Wann räumen wir sie tatsächlich an ihren Bestimmungsort? Wie zügig entscheiden wir, was wir mit den Dingen tun, die uns in die Hände fallen?

Es gibt viele sehr hilfreiche Ordnungsgewohnheiten. Die wichtigsten, mit denen Sie auch gleich konkret anfangen können, sind:

  • Benutztes sofort nach Gebrauch an den Stamm-Platz zurück
  • KEINE ZWISCHENABLAGE!!! (leg ich mal eben hier hin, räume ich später weg…)
  • Müll sofort in den Mülleimer (nicht erst die Bananenschale aus Unachtsamkeit auf der Fensterbank zwischenlagern…)
  • Den Arbeitsplatz immer aufgeräumt verlassen
  • Die 20-Sekunden-Handgriffe (im Vorbeigehen immer mal etwas mitnehmen oder aufräumen, wenn es weniger als 20 sek dauert)
  • Der Streunerrundgang (strukturiert Aufräumen in 10 Minuten, wie es geht, lesen Sie hier)
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Jetzt sind Sie dran. Lassen Sie mich wissen, was Sie darüber denken.

Und viel Erfolg beim auffüllen Ihrer Fugen :-)

Herzliche Grüße
Birgit Boekhoff

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  1. Ach witzig wenn ich aufräumen dann geht’s mir auch so dass ich dann plötzlich so 12 h durchballere und dann siehts nach ner woche wieder doof aus haha.
    Deswegen hab ich jetzt beschlossen mal richtig krass auszustotieren. Wer wenig zeug hat kann nur wenig rumschmeißen. Solche Tipps hätte ich mich hier auch gewünscht haha. Ich weiss das Ordnung halten das problem ist. Aber da ich garnicht aktiv mitbekomme wie das Chaos entsteht kann ich mich auch schwer ungewöhnen:o

  2. Hallo :)

    Bei mir hilft das alles nur eine gewisse Zeit lang. Diese Ausdauer und Selbstdisziplien kann ich nicht lange aufbringen. Das einzige was mich noch zum
    „schnell Aufräumen“ anspornt ist mein Neffe wenn er am Wochenende zu mir zum Gamen kommen will. Oberflächlich ist dann alles sauber. Richtiges Aufräumen scheue ich, weil ich dann wieder einen Putzfimmel entwickel der nicht mehr aufhört. Kann bis spät in die Nacht gehen. Oder sogar bis nach Mitternacht. Ist auch schon vorgekommen, dass ich um 1 Uhr morgens angefangen habe Fenster zu putzen. (ja… ich weiß….waren aber trotzdem sauber…) Und zwar so, dass es die Nachbarn nicht mitbekommen. Was dann noch mal etwas länger dauert.
    Für Spiegel und glänzende Oberflächen brauche ich Stunden. Da darf dann kein
    mini Fleckchen mehr sein.
    Ist dann alles pedantisch sauber denke ich mir immer „DAS BLEIBT JETZT SO!!!“
    Das bleibt auch ne weile so und kommt dann besuch bin ich ein zu „aufmerksamer“ Gastgeber und räum gleich immer wie zwanghaft jedes Fitzelchen weg und bleibt ne Sekunde länger was liegen werde ich unruhig.
    Ich habe jetzt wieder mit Sport angefangen. Mal sehn was es mit mir macht.
    In der Arbeit merke ich schon, dass mir der Sport etwas bringt. „Ich bin nicht mehr überall gleichzeitig“
    Früher hab ich mal sehr viel Sport gemacht und das sah man sogar an meinem Schriftbild. Es war schön und geordnet.

  3. Seit 6 Jahren versuche ich wieder Ordnung zu schaffen, da ich durch einen schweren Unfall mit starken Einschränkungen am Körper mein Leben neu gestalten muss. Zum Glück ist mein Geist der selbe geblieben und mein ADHS in erwachsener Form zurückgekommen – was mit meinen Körper wieder reserviert (entgegen chirurgischer Zukunftsvision).
    Mir fehlt es schwer immer alles auf einen festen Platz zu bringen, da mir einarmig schnell durch den Alltag der Saft ausgeht und mein ADHS das unterstützt.
    Ich kann mich sehr gut Hyperfokusieren. Jedoch fällt mir das bei meiner Ordnung immer schwer, da auch mit HF die Nadel im Heuhaufen schwer zu finden ist – und anstrengend dazu, da es bei meiner Einarmigkeit eher eine Wüste gleicht.
    Aber solche außer Kritik und Tipps helfen mir sehr und tranken mich wieder geistig auf.

    Danke! :)

  4. Habe von allen die hier geschrieben haben enorm profitiert. Bin beeindruckt wie klug und reflektiert ADSL-er doch sind. Ganz ganz grossen Dank für Eure guten, praktischen ADS-angepassten Tipps (die auch jede/r andere gut gebrauchen kann)

    Es ist trotzdem mehr Trainingssache als Leidensdruck-Entscheidung meine ich. Ich WEISS dass ich leid (hibbelig, kein Ueberblick, schämen vor Besuch und letztlich Frust wegen eigener ‚Unfähigkeit’/’nicht wirksamkeit‘) und trotzdem ist die Angewohntheit > sich Zeit lassen die es braucht um sogleich wegzuräumen, einzuordnen, wegzubringen..‘ primär mit Disziplin einzuüben. Es ist NIE genug Leidensdruck da dass ich mich zu einem durchgängig anderen Verhalten umkremplen kann. Auch, weil die Folgen des Schleifen lassens immer nur zunehmend zu spüren und zu sehen sind! Es ist ja nicht UMGEHEND bei der ersten oder zweiten Vernachlässigung der ‚Ordnung-Halten-Regel‘ sofort Saustall. Sondern suksessive. Darum funktioniert das mit dem Leidensdruck für mich leider erst mit zunehmendem Leiden ;) also wenns schon zu spät ist.

    Aber die Tricks mti der Zeit-App und den jeweils 5 Min für jeden Raum (macht bei uns leider schon 40 min…) und der lauten Musik (Action, Bewegung) sowie dem einzuübenden Mantra ‚Ich lass mir Zeit fürs kurze Wegräumen, kein Hetzen‘ sind möglicherweise grad für ADSLer echt erleichternd – AUF DEM WEG DES EINüBENS. Glaube nämlich ohne üben wollen gehts eh nicht lang gut.
    Disziplin üben. Verhaltensanpassung, Schritt für Schritt. Ist kein Meister von Himmel gefallen.
    Die FUGEN, last but not least, also Infrastruktur schaffen, Gestelle, Mäppchen, ORTE, PLÀTZE für die Dinge – ist wohl die Grundbasis für die möglicherweise kurzen tägl. oder wöchentlichen Putz/-Räumaktionen.

    Bei mir sind nicht Kinder und Tiere sondern ein alten HAus mit zu vielen Zimmern… udn eine bisher mangelnde Infrastruktur-Basis. Denke immer – hät ich doch Geld für ne Putzkraft…. wär das Leben anders. Und ich würde endlich mehr Leute zu uns einladen. Wenn wir das tun, müssen wir 2 Tage mindestens vorher putzen…

    Viele Wege führen nach Rom. Es wird Zeit dass ich da endlich mehr System reinzubringen und sich nicht ständig innerlich zu schelten.

    Tanja

  5. Danke für den Artikel.
    Mir geht es oft so, dass ich anfangen will etwas auszumisten (Keller, z.B.) und dann stehe ich da und habe keine Ahnung, wo ich anfangen soll. Ich bin dann nach wenigen Minuten entmutigt und gebe auf.
    Wenn ich im Wohnbereich Ordnung schaffe, dann knallen meine diversen Familienmitglieder binnen Kurzem alles wider voll: „Da war Platz!“
    Manche Bereiche schaffe ich einige Wochen lang ordentlich zu halten, weil ich wie ein Feldwebel da stehe und alle anweise vor dem Schlafengehen ihren Krempel wieder mitzunehmen. Aber irgendwann kann ich nicht mehr. Dann bin ich selbst zu müde und wenn dann erstmal wieder Kram da rumliegt, naja, wir alle kennen den Broken-Windows-Effekt.
    Mich macht dieser Zustand langsam krank. Ich war noch nie ordentlich, aber mir wird das alles zu viel. Alleine würde ich das vielleicht nach und nach hinbekommen, aber hier kämpfe ich gegen Windmühlenflügel.
    Und das ist das, was bei den meisten Aufräumratgebern etc. niemals berücksichtigt wird: Dass kein Mensch auf einer einsamen Insel lebt, sondern dass bei fast jedem andere Menschen leben, die sich an die geschaffene Ordnung nicht halten. Sei es, dass es ihnen egal ist, sei es, dass sie durch PTBS o.ä. nicht in der Lage sind, einfache Dinge zu erledigen. Wie oft hier alleine in der Küche immer Ostern ist, weil die Dinge aus dem Geschirrspüler oft sehr fantasievoll weggeräumt werden – das können sich die meisten gar nicht vorstellen. Und das ist hier wirklich noch das geringste Problem.

    1. Liebe Petra,
      ja, da haben Sie leider recht. Wenn man in einer Familie lebt, in der die anderen einfach alles stehen und liegen lassen, dann kann man es nicht schaffen, Ordnung zu halten. Vielleicht können Sie das mit Ihrer Familie besprechen?
      Ich wünsche Ihnen jedenfalls alles Gute!
      Herzliche Grüße
      Birgit Boekhoff

  6. Hallo –
    schon seit Jahren „versuche“ ich Ordnung zu schaffen bzw. zu halten. Leider mit mäßigen bzw keinem Erfolg. Manchmal kann ich diesen „Zustand“ ganz gut ignorieren – manchmal kämpfe ich wie wild ….natürlich gegen Windmühlen. Ich muss noch erwähnen dass ich Haustiere haben, die einen großen Teil der Verschmutzung und Unordnung verursachen. Ich habe verschiedene Dinge vereinfacht, trotzdem schaffe ich es mit aller Mühe nicht länger als 1-2 Stunden Ordnung in der Wohnung zu haben. Jedes Wochenende verbringe ich mit putzen anstatt mal Zeit für mich zu haben (die Tiere werden auf keinen Fall „abschaffen“- sie sind alle weggeworfene Seelen der Wohlstansgesellschaft!!) Trotz der 10 min Regel und anderer Tricks wird es nicht besser. Es zerrt einfach an meinen Nerven. Bin für jeden brauchbare Tipp dankbar. Nette Grüße

    1. Hallo Sarah,
      für Sie ist wahrscheinlich gerade der zweite Teil des Artikels wichtig: die „Fugen“. Also Ihr alltäglicher Umgang mit den Dingen, die Sie in Benutzung haben (Geschirr, Papiere, Kleidung, etc.). Schauen Sie sich noch einmal die Ordnungsgewohnheiten an, die ich genannt habe und überlegen Sie, welche davon für Sie hilfreich sein könnten. Und dann: üben… ;-)
      Viel Erfolg!
      Birgit Boekhoff

  7. Ich habe den Minimalismus für mich entdeckt wozu 10 Teller par Schuhe Glesser usw haben wenn ich von allem nur 1 teil brauche ausnahmen gibt es natürlich auch Unterhosen z.b aber auch dort brauch ich keine 100 stk umso weniger ich habe um so weniger Chaos herrscht bei mir

  8. Dann wird auch ihr Training mir nicht helfen. Ich beziehe mich auf ihren Kommentar, in dem Sie sagen, dass das Warum aufräumen ausschlaggebend ist.

    Warum mir ein wirklich guter Grund nicht hilft? Es gibt schlichtweg keinen Grund der Dauerhaft Gültigkeit hat.
    Ich habe eine Tochter. Ihre bloße Existenz sollte den Grund aufzuräumen vollkommen ausfüllen. Tut sie aber nicht. Die Ordnung hält nie lange an.
    Einer der wichtigsten Gründe dafür ist, dass es mir nach dem Aufräumen (und überhaupt nach wichtigen Erledigungen) grundsätzlich schlecht geht. Selbst wenn ich hochmotiviert gearbeitet habe, voller Eifer und Willen, oder wenn ich mit Pillen für die nötige Antriebskraft gesorgt habe, wenn ich fertig bin, bin ich nicht einfach nur erschöpft, ich fühle mich vollkommen leer und sinnlos. Ich werde nach dem Aufräumen grundsätzlich von depressiven Gefühlen geplagt, zweifle an der Sinnigkeit meiner Existenz, verzweifle bei den Gedanken an die Zukunft unter diesen zermürbenden Bedingungen.
    Diese Gefühle habe ich nicht nur nach großen Aufräumaktionen, sondern nach JEDER wichtigen Aktion. Das gute Gefühl, etwas geschafft zu haben, stellt sich so nicht ein.

    All diese Tipps ihres Artikels habe ich längst erkannt und immer wieder nehme ich sie mir vor. Aber da ich ständig müde und oft depressiv bin und mich ständig zwischen der Wichtigkeit verschiedener Tätigkeiten (Haushalt, Papierkram, Behördengänge, Tiergehegereinigung) entscheiden muss, bin ich absolut nicht in der Lage, eine Ordnungsstruktur dauerhaft einzuhalten. Dauerhaft Kleinigkeiten im Haushalt zu erledigen (die mir alles andere als klein vorkommen).

    Einzig was mir hilft, ist eine selbsterstellte Exceltabelle, die mir prozentual die aktuellen Prioritäten widerspiegelt und mir ein klein wenig Glücksgefühl vorgaukelt, wenn sich die Daten darin durch vorheriges Erledigen verändern. Diese Art von Belohnungssystem ist das einzige, was mir bisher geholfen hat, aber ein normales Haushaltsleben ist mir auch damit nicht möglich. Zwar steigert diese Methode meine Motivation, aber auch nur dann effektiv, wenn ich es nicht täglich so verwende, dass ich alles schaffe, was erledigt werden muss. Ein Grundchaos wird immer da sein, mit dem ich nie spontan jemanden herein lassen kann. Auch wird mir diese kleine Hilfe nie die Erschöpfung und das Empfinden der Sinnlosigkeit des Lebens komplett nehmen können. Das wird mich immer begleiten (auch mit Medikamenten, die es lediglich vermögen, mich kurzfristig fit zu machen).

    1. Liebe Steph,
      ja, damit haben Sie recht. Wenn Sie nicht wissen, WOFÜR Sie etwas in Ihrem Leben machen wollen, dann werden Sie es – wenn überhaupt – immer nur kurzfristig tun, aber nicht langfristig. In diesem Fall ist dieser Artikel hier für Sie auch nicht die richtige Hilfe, denn das, was Sie brauchen, sind nicht Aufräum-Tipps, sondern eine Behandlung von Depression, Erschöpfung und ein Wiederfinden des Sinns in Ihrem Alltag. Dafür wäre eher eine Hilfe in Form einer Psychotherapie das Passende.
      In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute!

  9. Hallo.
    aber das ist doch gerade das Problem: diese lagweiligen Ordnugnsgewohnheiten immer wieder einhalten…sowas klappt einige Tage oder Wochen, dann war´s das wieder. ADHSler können sich eben nicht einfach mal so sagen: ich räum das jetz immer gleich weg..oder hefte gleich ab usw.
    Da muss nur was anderes dazwischen kommen…und sei es eine email oder ein Telefonat.
    Also: wie installiert man öde Odnungsgewohnheiten?

    LGR

    1. Hallo Renate,
      damit haben Sie vollkommen Recht: „ADHSler können sich eben nicht einfach mal so sagen“. Das „einfach mal so“ gibt es natürlich nicht. Hinter den „einfachen“ Empfehlungen und Tipps dieses Artikels steht natürlich das ganze Umsetzungstraining. Aber das ist dann ein weiteres Thema.
      Was auf jeden Fall entscheidend ist: Habe ich ein ausreichend starkes WARUM (warum will ich diese Ordnungsgewohnheit einüben)? Dieses WARUM, mein Gewinn, der hinter der ganzen Einüberei dann für mich herausspringt, der muss größer sein als die Abneigung gegen die „öde Odnungsgewohnheiten“. Solange die Abneigung und der Widerwille größer sind, solange wird es auch nicht klappen, sich eine neue Verhaltensgewohnheit zuzulegen.
      Und dann kommt das Training. Ggf. mit Unterstützung. So kann es klappen und bei vielen meiner Klienten klappt es auch langfristig so.
      Viel Erfolg!
      Birgit Boekhoff

    2. Haha, wie wahr. Ich kenne dieses tabularasa nur zu gut. Ich versuche ein gewisses Ordnungslevel zu wahren wobei dort die Messlatte sehr niedrig hängt, vielleicht bei 40-50 Prozent. Alles was darüber liegt – ist es halt etwas Unordentlich. Es muss nicht perfekt sein oder schön. Es muss nur funktionieren.

  10. Dieser Artikel ist sehr gut und kann mir helfen-vorausgesetzt ich lese ihn immer mal wieder durch…ich bin grad mal wieder am Chaos vertreiben (seit über 40 Jahren immer mal wieder das Gleiche 😎🙈) und habe mir pro Zimmer zwei Wochen Zeit eingeteilt um sie in „Grundordnungszustand“ zu bringen. In einem Kalender habe ich mir die zu erledigenden Aufgaben genau aufgeschrieben und versuche mich auch daran zu halten. Mein oberes Stockwerk sieht jetzt schon viel besser aus…solche Erfolgserlebnisse machen Laune auf mehr 🙃😉. Für die Zeit „danach“ habe ich mir eine „Putzapp“ heruntergeladen, welche mir eine kleine Hilfe sein wird mich an meine Ordnung zu halten. Bei mir wird man nie vom Boden essen können, aber schon allein eine aufgeräumte Wohnung wird ein Fortschritt sein zu den letzten Jahrzehnten! Ich schaff das „Tschagga“ 😃

    1. Hallo Bettina,
      das klingt nach Schwung und System :-) auch die Idee mit der Putzapp ist gut. Mögen Sie noch kurz schreiben, was diese Putzapp denn macht? das wäre für andere sicherlich auch interessant.
      ich wünsche Ihnen viel Erfolg fürs Aufräumen und gutes Dranbleiben.

      1. Ja klar Birgit…gern erzähl ich noch was von „meiner“ Putzapp 👍🏼😃 …als erstes hat man 5 Min. Zeit für jeden Raum (natürlich muss diese „Grundsauberkeit“ bestehen) wo man Sachen aufräumt die in diesem Raum nichts zu suchen haben- ähnlich dem Streunerrundgang- dann hat man jeden Tag Zeit für einen oder zwei Räume- ca 10 Min.- wo man dann gründlicher sauber machen kann und als letztes hat man dann 30 Min. Zeit für das besondere „Extra“ … das kann ein Raum sein wo es total schlimm aussieht, oder einfach arbeiten wo man mal länger brauchen könnte…aber nach 30 Min soll dann Schluss sein- egal wie weit man ist! Das Chaos hat ja schließlich länger gedauert zu fabrizieren und kann nicht in einer halben Stunde beseitigt werden 🙃😉 . Ich weiß nicht wie weit ich dieses Mal komme mit meiner Aufräumaktion…aber ich hoffe dass ich mir durch meine Pläne selbst helfen kann!!!!! Danke Birgit, dass sie dies alles für uns Chaoten entwickelt haben 👍🏼👏🏼😄

        1. Hallo Bettina,
          vielen Dank für die weitere Erklärung der App, das klingt sehr hilfreich. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Räumen und Sortieren und gutes Dranbleiben!

  11. Ich bin begeistert von den „Fugen“, die treffen voll ins Schwarze bei mir. Kann ich mir gut vorstellen, dass ich davon noch einige erst erschaffen muss, damit meine Fliesen zusammenhalten. Einige Vorschläge habe ich schon drauf, andere wieder nicht: z.B. dass man Papiere, die man gerade in der Hand hat, auch richtig parken kann, nur wenn es noch keine Garage (Fuge) gibt ….. usw. das ist ein guter Anfang: zu jeder Fliese die passende Fuge zu erschaffen. Viele Grüße Henrike

  12. Mir geht es auch so, dass immer Unordnung herrscht, wo ich gewirkt habe. Ich müsste jemanden haben, der immer wieder Ordnung macht, wenn ich fertig bin mit meinem Tun. Ich übe die Ordnung zu halten schon über 40 Jahre und schaffe es einfach nicht auf Dauer. Diese Tipps oben, immer sofort alles dorthin zu legen, wo es hingehört, klappen wirklich nur, wenn es sich um Sekunden handelt und ich mich darauf konzentriere. Ich halte ein Zimmer in Ordnung und der Rest der Wohnung befindet sich in „Paula-Ordnung“. Bis sich Besuch angesagt hat!

    1. Das kenne ich…ich mache Ordnung…und zum Schluss sieht man gar nicht, dass ich aufgeräumt habe, weil ich mehrere „Baustellen“ gleichzeitig anfange…und versinke dann im Chaos…und wenn sich Besuch ankündigt renne ich wie ein Duracell Häschen durch die Bude 😂😂 …vielleicht schaffe ich es mit meinem neuen „System“…man darf nichts unversucht lassen…lg, Bettina

  13. Zum Artikel zum AUfräumen etc:Bei mir hilft auch das an Tips, was da rüberkam un dempfohlen wurde, nicht.Ich versinke derzeit, übrigens auch total antriebslos, im Chaos meiner Wohnung.Ich leide zwar darunter, aber das hilft auch nicht zum Aufraffen.
    Was tun…?…

    1. Mir hilft: Wecker stellen auf fünf (!) Minuten und in diesen fünf Minuten durchs Zimmer gehen mit dem Blick: 1. Müll? in einen Sack, 2. Wäsche? in Korb, wenn schmutzig, in Schrank, wenn nicht und 3. was nicht ins Zimmer gehört, in Kiste o.ä. einsammeln. Wecker klingelt: Abbrechen. Nächstes Zimmer, selbe Prozedur. Das jeden Morgen in ca. 3 Zimmern und dann den gesammelten ‚gehört hier nicht hin-Kram‘ verräumen. Ist ein Anfang und wird Routine… und man merkt es relativ bald… und man kann sich danach auch belohnen… ;-) Mir ging es oft genauso, und wenn es mehr als fünf Minuten wären, würde ich es vermutlich nicht angehen. So schaffe ich es – Meistens…

      1. Toller Tip! Wir ADHS´ler funktionieren nach bestimmten Regeln, die Sie intuitiv berücksichtigt haben:
        1. Intelligenz und Kreativität ist vorhanden. –> Sich ein schlaues Ordnungs- oder Kategorisierungs-System auszudenken, fällt leicht.
        2. Ablenkbarkeit, Langeweile und innere Unruhe führen zu versagen bei Routine-Prozessen. –> Aufgaben so kurz organisieren, dass sie in die kurze Aufmerksamkeitsphase passen! („Etappisieren- ich liebe diesen Begriff :-) ).

        Mir hilft auch, während des Aufräumens Musik zu hören, oder zu telefonieren! Das gibt meinem hyperaktiven Geist soviel „Futter“, dass das Aufräumen nicht mehr als quälend wahrgenommen wird. VIelleicht hilft es mehr, ein schnurloses Telefon mit Headset anzuschaffen, als in „Aufräum-Bücher für Normalos“ zu investieren? – Bin auf Euer Feedback gespannt!

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